Ratgeber Von Slow Fashion, Biowolle und fairen Accessoires — nachhaltige Mode im Aufschwung
Die Trends innerhalb der Modewelt wechseln ständig. Einmal sind bestimmte Farben angesagt, ein anderes Mal bestimmte Schnitte. Dann wiederum müssen Hosen zerschlissen aussehen, da Stars den Used-Look vorleben und ganz plötzlich können schon wieder ganz andere Dinge in oder out sein.
Diese ständig wechselnde Mode lässt sich wiederum als einer der großen Trends bezeichnen, der sich rund um die Textilindustrie beobachten lässt. Er zieht schnellen Verbrauch, ständigen Neukauf und meist billige Produktion mit all ihren Folgen nach sich.
Ihm gegenüber steht ein jüngerer Trend, der ersterem versucht bewusst entgegenzuwirken: Nachhaltige Mode mit dem Ziel, alles rund um den Produktionsprozess für Mensch und Natur angenehmer zu gestalten, ist im Kommen. Faire Arbeitsbedingungen, weniger umweltschädliche Materialien und kein oder nur geringer Gebrauch von Pestiziden und ähnliche Prinzipien durchziehen die nachhaltige Modephilosophie. Aber wie genau sieht nachhaltige Mode aus, wie genau definiert sich Biobaumwolle und warum ist dieser zweite Modetrend mitunter wichtig für die Zukunft des Planeten?
Als Fast Fashion lässt sich noch immer der Großteil der Kleidung bezeichnen, die sich in Schaufenstern oder auch in Onlineshops und Kaufhäusern findet. Es handelt sich bei ihr um Mode, die entweder kurz nach bestimmten Modeschauen in Paris, New York, Mailand und anderen Modehochburgen oder nach dem Vorleben von Stars und Influencern, die ihr Outfit auf verschiedenen Social Media Kanälen teilen, in den Modehäusern auf der ganzen Welt erscheint. Sie ist dazu bestimmt, kurze Zeit später wieder aus den Schaufenstern zu verschwinden und in den Schränken der Konsumenten und Käufer zu landen. Jährlich werden dafür etliche Kollektionen produziert, die die Nachfrage ankurbeln und einen Trend nach dem anderen verbreiten sollen.
Das Problem bei der Fast Fashion ist, dass die Konsumenten einem „Trick“ der Industrie erliegen. Würde nur sehr portioniert und selten eingekauft werden, sähen sich die Produzenten automatisch dazu veranlasst, weniger zu produzieren, bzw. vielleicht andere Kriterien an die Produkte zu stellen. Bei der Masse an produzierter Kleidung allerdings, leidet in der Regel nicht nur die Qualität, sondern auch die untersten Angestellten in der Kette des Herstellungsprozesses. Nicht selten sind das Arbeiter in Billiglohnländern, die, wie der Oberbegriff für Arbeitsverhältnisse in derartigen Ländern schon sagt, für sehr wenig Geld arbeiten müssen. Geben sie ihre Arbeit auf, verlieren sie ihre Lebensgrundlage. Sie sind somit quasi abhängig von der Unterbezahlung durch die Textilindustrie.
Doch nicht nur deshalb sollten Konsumenten besonders in westlichen oder zumindest wohlhabenderen Ländern ihr Kaufverhalten und das Prinzip des Wegwerfens und ständigen Neukaufens überdenken. Auch die eigene Gesundheit nämlich leidet unter Fast Fashion häufiger, als vielen ihrer Träger bewusst ist: Unzählige verschiedene Chemikalien, zu denen auch Farbstoffe, Färbebeschleuniger und Bleichmittel gehören, werden bei der Produktion eingesetzt und lassen Kleider griffiger, weniger knittrig und glänzender werden.
Der große Nachteil ist, dass diese Kleidung, die vornehmlich aus Ländern wie China, Bangladesch oder Indien stammt, dadurch auch viel giftiger wird, als Kleidung, die mit wenigen oder gar keinen Chemikalien produziert wird. Sie schadet der Gesundheit des Trägers, indem sie etwa in Form von in ihr enthaltenem Formaldehyd Kontaktallergien auslöst. Noch viel extremer wird allerdings die Gesundheit der Menschen in den Produktionsländern beeinträchtigt, deren Abwässer mit langlebigen giftigen Chemikalien verseucht werden. Am drastischen werden vom Konsumenten allerdings Vorfälle von Fabrikbränden oder gar Gebäudeeinstürzen, wie etwa das Unglück in Bangladesch im Jahr 2013, bei dem 1138 Menschen ums Leben kamen und der weltweit für Aufsehen sorgte. Spätestens seit diesem Unfall wächst das Interesse an gegenläufiger Mode, an Slow Fashion, die mitunter bewusst ein Statement für mehr Sicherheit, Gesundheit und Nachhaltigkeit setzen will, immer schneller.
Die Slow Fashion Bewegung versteht sich, wie bereits erwähnt, in der Regel als bewusste und tatkräftige Alternative zur Fast Fashion. Es geht ihr darum, die Produktion der Textilien zu verlangsamen, um somit die Arbeitsbedingungen aller Beteiligter zu verbessern, Transparenz im Produktionsprozess zu schaffen und schließlich auch darum, nachhaltigeres Konsumverhalten zu ermöglichen.
So ist das Ziel letztlich auch, bei den Verbrauchern einen Wandel im Bewusstsein im Umgang mit Mode, Kleidung, Accessoires und allem, was dazugehört, herbeizuführen. Es gilt, nicht ständig neue und extrem billige Kleidung nachzukaufen und die „alte“ Kleidung wegzuwerfen, sondern Qualität lernen wertzuschätzen sowie Verantwortung gegenüber den Menschen und der Umwelt zu übernehmen. Das kann nur gelingen, indem jeder einzelne sein Konsumverhalten für sich selbst überdenkt und bestenfalls natürlich auch ändert.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie faire Mode zu konsumieren ist. Und es muss nicht immer so kompliziert sein, wie viele es sich vielleicht vorstellen. Die Ausrede, faire Mode sei nur schwer zugänglich, immer viel zu teuer und dabei meist auch noch unstylisch, gilt schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Denn nicht nur kleine Designer und Marken bieten inzwischen faire Kleidung an, auch bei großen Ketten und Warenhäusern finden sich immer wieder fair produzierte Produkte. Je mehr davon gekauft werden, desto mehr davon wird produziert. Die Konsumenten bestimmen also indirekt alle mit, wie viel Fast- und wie viel Slow Fashion auf den Markt kommt und sich dort auch etabliert.
Jährlich werden in etwa drei Billionen Kleidungsstücke produziert. 50% des Materials, das weltweit für diese Kleidung verwendet wird, ist Baumwolle. Nach den Chemiefasern ist Baumwolle auch in Deutschland der am meisten verwendete Textilstoff für Bekleidung aller Art. Grund genug eigentlich, auf eine nachhaltige Produktion und eine bedachte Verwendung von Baumwolle zu achten. Die Realität allerdings sieht anders aus. Gentechnik, Pestizide, Ausbeutung und ein enormer Wasserverbrauch sind Alltäglichkeiten im Anbau von Baumwolle. Die Textilindustrie wird damit sogar zum zweitgrößten industriellen Umweltverschmutzer direkt nach der Erdölindustrie.
Nicht selten ist der Umstand, dass Konsumenten unbewusst und ohne sich Gedanken über die Mode zu machen, zu einer Hose oder einem Shirt greifen, das keinem der an der Produktion Beteiligten wirklich Gutes tut, der Tatsache geschuldet, dass sie schlichtweg über keinerlei Fakten informiert sind. So sollte man zumindest einige Dinge über herkömmliche Baumwolle wissen:
• Egal ob konventionelle oder Biobaumwolle — die Baumwolle stammt weder vom Baum, noch ist sie wirklich Wolle. Vielmehr ist sie ein Strauch, der aus der Familie der Malvengewächse stammt. Insgesamt gibt es 51 verschiedene, bislang entdeckte Arten der Baumwollpflanze, wobei nur vier davon für die Herstellung von Textilien geeignet sind.
• Die Hauptanbaugebiete der Baumwollpflanzen befinden sich in den USA sowie in den sie vorwiegend auch (meist zu Billiglohn) verarbeitenden Ländern Indien und China.
• Obwohl Slow Fashion immer bekannter und zunehmend beliebter wird, verzeichnet der Anbau genmanipulierter Baumwollpflanzen noch immer einen Wachstumstrend. So wuchs die Anbaufläche von 7,2 Millionen Hektar zwischen den Jahren 2003 und 2013 auf 23,9 Millionen Hektar. Somit waren 2014 fast 70% der weltweit angebauten Baumwollpflanzen genverändert.
• GMO Baumwolle ist somit die noch immer häufigste und gängigste Baumwollart, die in der Textilbranche zum Einsatz kommt. Sie bezeichnet genetisch modifizierte Baumwolle, bei deren Anbau Pestizide und Düngemittel verwendet werden. Genauer gesagt: 8000 unterschiedliche Pestizide kommen während des Lebenszyklus der Pflanze zum Einsatz. Ganze 25% aller weltweit eingesetzten Insektizide und 11% aller Pestizide werden beim Anbau von Baumwollpflanzen eingesetzt. Der Baumwollanbau macht aber nur 2,4% der weltweit genutzten Agrarflächen aus — Zahlen, die jedem Konsumenten zu Denken geben sollten.
Die gute Nachricht lautet: es gibt nachhaltige Baumwolle, nämlich Bio Baumwolle, die ohne giftige Chemikalien produziert wird und die herkömmliche Baumwolle im Marktanteil starke Konkurrenz machen könnte. Viele einflussreiche Experten und Expertinnen stärken das weltweite Bewusstsein für die Vorteile nachhaltiger Baumwolle. Auch Produktion und Handel setzen immer mehr auf Bio Cotton, um die Botschaft nachhaltigen Handelns weiterzugeben. Sie stellen so durch eingenähte Labels innerhalb von Kleidung oder Beschilderung am Warenständer heraus, dass bestimmte Stücke aus nachhaltig produzierter Baumwolle bestehen. Dies hat nicht bloß die Folge, dass nachhaltigkeitsaffine Konsumentengruppen sich im Kauf eines bestimmten Produktes bestätigt fühlen. Ebenso werden andere Konsumenten durch eine klare Bezeichnung und durch offensichtliche Hinweise überhaupt erst auf den Umstand der Nachhaltigkeit hingewiesen. Immer häufiger finden sich so auf Kleidern die Bezeichnungen Sustainable Cotton und Organic Cotton. Erstere bezeichnet nicht genetisch modifizierte Baumwolle, die mit geringen Mengen von Pestiziden und Düngemitteln produziert wurde. Beim Anbau von Organic Cotton wird sogar gar keine Gentechnik und keinerlei chemische Pestizide oder Düngemittel verwendet.
Bislang ist leider nur knapp 1% des weltweiten Baumwollanbaus ökologisch nachhaltig. Wiederum zwei Drittel dieser Bio Baumwolle stammen aus Indien. Beim Anbau der Bio Baumwolle werden natürliche Dünger und natürliche Pflanzenschutzmittel verwendet. Zum einen kommt das den Böden zugute, die somit nicht mehr so stark belastet werden. Zum anderen leiden die Arbeiter nicht mehr so sehr unter den giftigen Stoffen, mit denen sie beim herkömmlichen Baumwollanbau in Berührung kommen. Auch die Haut des Konsumenten freut sich am Ende des Tages natürlich über Bio Baumwolle, die der Konsument im Falle eines T-Shirts beispielsweise mitunter einen ganzen Tag lang am Körper trägt.
Für ein solches Shirt, das aus Bio Baumwolle besteht werden übrigens knapp 1350 Liter Wasser benötigt. Das klingt vielleicht viel, bei einem T-Shirt aus GMO Baumwolle verdoppelt sich diese Menge aber noch einmal. Denn Bio Bauern achten zumindest darauf, die Baumwollpflanzen auf einer dickeren Humusschicht anzubauen, um somit weniger Wasser zu benötigen. Außerdem verbrauchen Pflanzen ohne Gentechnik ebenfalls weniger Wasser, als modifizierte Pflanzen.
Der Grund, warum nur so wenige Bauern auf Bio Baumwolle setzen ist übrigens nicht das Geld. Denn Chemikalien, die bei herkömmlicher Baumwolle zum Einsatz kommen, sind alles andere als günstig. Nicht selten verschulden sich Bauern sogar, weil sie sich gezwungen fühlen, teure Düngemittel, Pestizide und teures Saatgut zu erwerben. Langsam steigt somit die Bereitschaft, zur Bio Baumwolle zu wechseln. Das einzige Problem liegt allerdings darin, dass es nicht immer einfach ist, sauberes Saatgut zu finden, das nicht genverändert ist.
Ist das passende Saatgut aber gefunden, lohnt es sich doppelt, zu investieren. Denn im Gegensatz zur konventionellen GMO-Baumwollart produziert Bio Baumwolle Samen, aus denen wiederum neue Pflanzen wachsen können — Bauern sparen somit weitere Kosten für Saatgut. Der Einsatz der Pestizide bei der GMO-Baumwolle dagegen zerstört die Samen, sodass das Saatgut jedes Mal nachgekauft werden muss.
Eine berechtigte Frage ist jene nach dem Schutz der Bio Baumwollpflanzen ohne Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger. Dass Bio Bauern nur sehr wenig bis gar keine solcher giftigen Mittel verwenden müssen erklärt sich durch dreierlei Umstände:
1. Im herkömmlichen Anbau von Baumwolle herrscht in der Regel Monokultur, was die Ausbreitung von Schädlingen immer begünstigt. Dagegen setzen Bauern beim Bioanbau auf andere Strategien. Sie pflanzen zwischen die Baumwollpflanzen beispielsweise Pflanzen wie Sonnenblumen, an welchen sich die Baumwollschädlinge noch lieber vergreifen. So wird ein Angriff der Pflanzen, die eigentlich kultiviert werden, auf natürliche Weise vermieden.
2. Der im Bioanbau praktizierte Fruchtwechsel, also die zeitliche Abfolge der auf den landwirtschaftlichen Flächen angebauten Baumwollpflanzen im Ablauf der Vegetationsperiode und Jahre, trägt außerdem dazu bei, die Anzahl der Schädliche möglichst gering zu halten.
3. Durch den Verzicht von Pestiziden überleben letztlich außerdem die natürlichen Feinde der Baumwollschädlinge und können somit bei der Bekämpfung ebendieser helfen.
Verschiedene Siegel klären die Konsumenten darüber auf, ob sie Bio Baumwolle kaufen und ob bei deren Produktion tatsächlich keine Pestizide zum Einsatz gekommen sind und ob die Arbeitsbedingungen im besten Fall fair waren. Wie bereits erwähnt ist es wichtig, auf Organic Cotton zu achten. Meistens allerdings finden sich andere Bezeichnungen auf den Produkten:
• Das GOTS-Label (Global Organic Textile Standard) ist ein aussagekräftiges Siegel für Bio Baumwolle und ausschließlich in zertifizierten Textilien zu finden. Seine Richtlinien garantieren konsequent ökologische und sozial verträgliche Textilien entlang der gesamten textilen Kette. Im Klartext bedeutet das: jegliche umwelt- oder gesundheitsschädlichen Chemikalien sind verboten und mindestens 70% der Fasern stammen aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft. Außerdem wurde garantiert keine Gentechnik verwendet. Stattdessen schließt der Anbau eine Abwasseraufbereitung und bessere Arbeitsbedingungen ein.
• Sogar noch etwas besser ist das IVN-Label, das den damit gelabelten Produkten ein Höchstmaß an Qualität und Ökologie bescheinigt. Das blaue Siegel, das auf einigen wenigen Textilien zu finden ist, steht für strengste Anforderungen an nachhaltig produzierte Textilien weltweit.
• Die Kennzeichnung „kbA“ (kontrolliert biologischer Anbau) klärt im Regelfall ebenfalls darüber auf, dass die für das Textil verwendeten Baumwollpflanzen aus Bio-Anbau stammen.
• Als verlässliche Aussage über faire soziale und ethische Bedingungen und damit über den Schutz der Arbeiter sowie den Arbeitsbedingungen in der Weiterverarbeitung der Baumwollpflanzen dienen als zusätzliche Zertifizierung das Fairtrade-Siegel und die Mitgliedschaft des Unternehmens in der Fair Wear Foundation.
Der Bedarf an nachhaltiger Kleidung steigt und das Interesse der Konsumenten an Bio Baumwolle und anderen biologischen Stoffen wächst. Zwar werden immer noch tonnenweise Billigprodukte und Slow Fashion gekauft, immer weniger Menschen allerdings, die besser über gesundheitliche Auswirkungen und Arbeitsbedingungen bei Billigtextilien informiert werden, sind bereit, dafür noch einzustehen und sich ständig neue Kleidung zu kaufen. All das spüren auch die großen Textilfirmen.
So unterzeichneten bereits im Juni 2017 die ersten 13 Bekleidungsunternehmen die Sustainable Cotton Pledge (das nachhaltige Baumwoll-Versprechen). Und bereits bei der Denim Tradeshow Kingpins, brachte die Industrie das Gespräch über Nachhaltigkeit ins Rollen.
Auch wenn dies nun erste kleine Schritte hin zu tatsächlicher Nachhaltigkeit sind, passiert zumindest etwas. Da ein Mangel an formeller Regulierung für nachhaltige Produktion von Bekleidung und Textilien herrscht, muss die Industrie selbst ihre Geschäftsmodelle überdenken, statt vereinzelt und sporadisch zu handeln. Statt einzelner Bio-Kollektionen müssen Textilunternehmen eine Bewegung gründen und sich bei allen Entscheidungen auch auf die Umwelt konzentrieren. Solange dies nicht geschieht, liegt es zumindest an den Konsumenten, sich nachhaltiger zu kleiden und somit ein Zeichen zu setzen.
Regel Nummer 1 beim nachhaltiger Konsumieren lautet: Nicht so viel neue Kleidung kaufen, sondern sich nach schicken gebrauchten Kleidungsstücken umschauen, tauschen und flicken, alte Sachen wieder herauskramen und diese stylisch und neu kombinieren. Die aktuelle „Hipstermode“ macht es ja, wenn vielleicht auch nicht immer aus Nachhaltigkeitsmotivation bestens vor. Da werden alte Turnschuhe wieder angezogen oder Lederboots des Großvaters, Trainingsjacken aus den 80er Jahren und Röcke von noch viel früher.
Diverse Plattformen im Internet ermöglichen, sich durch eine riesige Auswahl solcher Second Hand Kleidung zu stöbern und mit etwas Glück sogar schönere Stücke zu finden, als sie in neu eingeräumten Schaufenstern hängen.
Weiterhin gilt es, auf die bereits ausführlich erläuterten Siegel zu achten, die sich meist innen auf den Etiketten der Kleidungsstücke befinden. GOTS, IVN, kabT, kbA, Oeko-Tex Standard 100, FairTrade und Fair Wear Foundation sind die wichtigsten Kennzeichnungen. Wer sich im Vorfeld informiert und die einzelnen Siegel nicht bloß erkennt, sondern weiß, was sich genau dahinter verbirgt, hat schlussendlich zu jedem Zeitpunkt seines Handelns einen Überblick über die eigene Öko-Bilanz hinsichtlich seiner Einkäufe.
Finden sich auf Textilien die Hinweise „vor dem Tragen waschen“, „knitterfrei“ oder „bügelfrei“ enthalten diese meistens bedenkliche Chemikalien die weder ins Abwasser noch auf die Haut gehören. Auch Outdoor-Kleidung enthält übrigens oft gefährliche Stoffe. Gerade bei Regen schaden diese dem Körper und vor allem auch der Umwelt auf enorme Weise. Die meisten Kunstfasern sind außerdem erdölbasiert und somit nicht abbaubar. Sofern es einem als Konsument möglich ist, sollte sich also in natürliche Stoffe wie Bio-Baumwolle, Wolle, Hanf oder Leinen gekleidet werden.
Der volle Kleidungsschrank oder üppige Schuhschrank sowie ein täglich wechselndes und enorm stylisches Outfit sollte nicht als Statussymbol angesehen werden. Wer sich über seine Kleidung profilieren muss, sollte lieber darüber nachdenken, ob er nicht ein anderes Problem kompensiert. Und ob er tatsächlich so viele ökologische Fußabdrücke auf dem Planeten hinterlassen möchte, wie er es mit den vielen Neukäufen tut.
Wer verantwortungsbewusst konsumiert, rennt nicht allen Trends hinterher, sondern gibt sein Geld für hochwertige und schonend produzierte Kleidung aus. Idealerweise stammt diese auch noch von Öko-Herstellern und ist durch die entsprechenden Siegel zertifiziert.
Die meisten Ressourcen verbraucht Kleidung jeglicher Art bei der Produktion. Doch auch beim Waschen ist es nicht gerade wenig. Sowohl Wasser, als auch Energie werden bei jedem privaten Waschvorgang in nicht geringen Maßen benötigt. Um nachhaltig die Ökobilanz der eigenen Kleidung zu verbessern, sollte nur dann gewaschen werden, wenn es auch wirklich nötig ist und die Waschmaschine gefüllt werden kann. Normal verschmutzte Alltagskleider können im Übrigen auch bei 30 Grad — entgegen der weitläufigen Meinung — gewaschen werden und werden damit auch sauber. Auch empfiehlt es sich auf ökologische Waschmittel zurückzugreifen. Hier gibt es Produzenten, die beispielsweise ganzheitlich nur ökologisch verträgliche Mittel produzieren und auch klar kommunizieren, wie sich in Firmenaugen ökologischer Erfolg messen lässt.
Generell sind ökologische Waschmittel herkömmlichen Produkten mindestens ebenbürtig und haben den entscheidenden Vorteil, dass sie das Abwasser beispielsweise nicht mit Chemikalien verschmutzen. Selbstverständlich ist aber auch hier das eigene Verhalten der Konsumenten zu reflektieren und zum Beispiel die Dosierung des Waschmittels sowie die Temperatur des Wassers zu beachten, um so nachhaltig wie möglich zu agieren.
Jeans mit Löchern und im Used-Look sind eine Zeit lang in und sorgen für einen Hingucker. So schnell, wie der Trend gekommen ist, verschwindet er aber auch wieder. Besser so, bzw. eigentlich sollte er erst gar nicht aufkommen. Denn um die Löcher in den Stoff zu bekommen, werden viele dieser Hosen in Billiglohnländern mit Sand bestrahlt. Dies stellt ein massives Gesundheitsrisiko für die Fabrikarbeiter dar. Atmen diese den feinen Quarzstaub ein, kann es passieren dass sie an der „Staublunge“, einer unheilbaren Lungenkrankheit erkranken.
Nachhaltige Produkte können übrigens ganz unterschiedlich aussehen. Zwar stellen Bio Baumwollprodukte wohl den wichtigsten Part der nachhaltigen Kleidung dar, selbstverständlich ist es aber auch wichtig, auf die nachhaltige Produktion bei etwa Schuhen, Mützen, Schals, Gürteln und Geldbörsen zu achten. Als Beispiele für nachhaltige Produkte haben wir im Folgenden einige typische sowie eher außergewöhnliche, nachhaltig produzierte Accessoires aufgelistet:
• Die vegane Geldbörse: Viele veganen Geldbörsen sehen überhaupt nicht nach vegan aus, sondern nach echtem Leder. Doch inzwischen ist es problemlos möglich, weiches Mikrofaser genauso aussehen zu lassen, wie hochwertiges Rinds- oder Pferdeleder.
• Die Reisepasstasche aus Kork: Egal ob ebenfalls als Portemonnaie oder etwa als Federmäppchen oder Reisepasstasche — Produkte aus Kork sind robust und haben eine stylische Optik. Meistens sind sie außerdem günstiger als etwa Lederprodukte und fühlen sich dennoch weich an. Mit der Zeit erhalten auch sie eine Art natürlicher Patina.
• Taschen aus recycelten Materialien: Egal ob etwa aus alten Reissäcken oder ehemaligen Lastwagenplanen — diverse Hersteller bauen Taschen, Rucksäcke und sonstige Accessoires aus ehemals zu vollkommen anderen Zwecken verwendeten Materialien. So werden bei der Herstellung kaum noch Ressourcen verbraucht und es entstehen spannende, neue Kreationen.
• Die Holzuhr und die Holzbrille: Viele Designer haben inzwischen gemerkt, dass Holz für immer mehr Menschen zu einem spannenden und nachhaltigeren Material wird, als Plastik oder oft auch Metall. Deshalb stellen sie Uhren und nicht selten auch Brillengestelle aus Holz her. Diese sind oftmals handgefertigt und das Holz stammt oft aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
• Kulturbeutel aus Papier: Aus recycelten alten Büchern und Atlanten lassen sich Kulturbeutel, Schminktaschen und schicke Clutches machen. Wer das nicht glaubt, kann ja einfach einmal das Internet durchstöbern und sich von der Auswahl an nachhaltig produzierten Dingen überraschen lassen!