Google-Dienst: Und jeder kann dich sehen
Der Internet-Konzern fotografiert Menschen auf Straßen – und zeigt sie im Internet.
<strong>Washington. Die hochmoderne Kamera klemmt auf einem Autodach, die Scheiben sind dunkel getönt. Ihre elf Linsen blicken in alle Richtungen, im 360-Grad-Modus. Wenn der Wagen durch die Straßen fährt, fotografiert die Kamera vollautomatisch alles, was ihr vor die Optik kommt: Frauen im Bikini oder Männer vor Strip-Lokalen. Die Bilder kommen unredigiert ins Internet. Um Erlaubnis wird nie gefragt.
Der neue Dienst zoomt sich ins Leben ahnungsloser Menschen
Der Suchmaschinen-Spezialist Google macht die Fotos für sein neues Angebot "Street View", das es seit Ende Mai in den USA gibt. Es lässt Nutzer virtuell durch die Straßen laufen, um sich etwa auf den Urlaub einzustimmen oder die Immobiliensuche zu erleichtern. Der neue Dienst erfreut aber längst nicht jeden. Mary Kalin-Casey aus Oakland (Kalifornien) protestierte als Erste. Sie gab bei "Street View" ihre Adresse ein und sah plötzlich ihre Katze auf dem Fensterbrett. "Mein Problem ist letztlich die Frage, wo man die Linie zieht zwischen Fotografieren in der Öffentlichkeit und dem Hereinzoomen ins Leben der Menschen", sagte sie der New York Times. "Es ist wie Spannerei", sagt ihr Mann.Für Kevin Bankston, Anwalt der Electronic Frontier Foundation" (EFF), hat "Street View" mit Service nichts zu tun. Seine Stiftung setzt sich für den Schutz der Persönlichkeitsrechte im digitalen Zeitalter ein. "Es ist unverantwortlich, die Identität der fotografierten Menschen mit technischen Mitteln nicht zu verbergen", sagte er dem US-Magazin "ZDNet News".
Noch ist "Street View" auf die US-Metropolen San Francisco, New York, Las Vegas, Denver und Miami beschränkt, aber bald sollen auch große Städte in Europa dabei sein. Mehr sagt Google dazu noch nicht.
Die Idee Der Internet-Konzern Google fotografiert derzeit in den USA Straßenszenen ab. Sie werden für den neuen Dienst "Street View" (Straßen-Blick) ins Internet gestellt. Nutzer können dann virtuell durch die Straßen laufen, um sich auf den Urlaub einzustimmen oder ein Haus zu suchen.
Das Problem Die Menschen auf diesen Straßenszenen sind ebenfalls im Internet zu sehen - egal, was sie gerade tun und ob sie damit einverstanden sind. Kritiker sehen darin ein millionenfaches Eindringen in die Privatsphäre, ohne dass die Betroffenen davon überhaupt etwas merken müssen.