Grosseinsatz: Amok-Drohung im Schulbus

Mehr als 150 bewaffnete Polizisten riegeln Schulzentrum in Schwalmtal ab.

Schwalmtal. Mit einer Amok-Drohung im Schulbus hat am Freitag ein Jugendlicher in Schwalmtal einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Fahnder nahmen den Jugendlichen und einen weiteren Schüler nach mehrstündiger Suche vorläufig fest.

Im Bus zur Schule hatte eine zwölfjährige Gymnasiastin gehört, wie ein 15-Jähriger einem 12-Jährigen erzählte: "Ich habe eine Pistole, und ich gehe jetzt ins Schulzentrum, ein bisschen Trouble machen." Die Schülerin vertraute sich einer Lehrerin an, die schaltete die Direktorin ein, diese rief die Polizei.

Zu dem Zeitpunkt ist bereits klar: Die beiden Jungen aus dem Bus gehen gar nicht in Waldniel zur Schule, sondern im benachbarten Niederkrüchten, das zuerst angefahren wird. Die beiden bleiben aber im Bus und steigen erst am Waldnieler Schulzentrum aus. "Das war nicht der klassische Fall eines Trittbrettfahrers", sagt Utz Schmidt, Abteilungsleiter Polizei beim Viersener Präsidium.

Also läuft die Polizei-Maschinerie an. Mehr als 150 Beamte rücken aus - auch Spezial-Einsatzkräfte und Teile einer Einsatz-Hundertschaft. In den drei Schulen - einem Gymnasium, einer Real- und einer Hauptschule - gibt es Alarm-Durchsagen: "Alle bleiben in ihren Räumen, die Türen sind abzuschließen."

Für einige Schüler ist sofort klar: Amok-Drohung. "Wir sahen plötzlich die Polizisten in schusssicheren Westen auf dem Schulhof und wussten: Das kann keine Übung sein", erzählt eine Schülerin.

Verzweifelte Schüler rufen ihre Eltern an, zeitweise bricht das Handy-Netz unter der Überlastung zusammen. Eltern sammeln sich an der Polizeiabsperrung, schauen mit bangen Augen auf die Gebäude. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht in Waldniel.

Derweil stürmen andere Beamte das Schulzentrum in Niederkrüchten. Dort ist der mutmaßliche Täter aber nicht. Sie finden ihn, den 12-Jährigen, dem er seine Geschichte erzählt hat, und zwei weitere Schulschwänzer gegen 11 Uhr im Zentrum von Waldniel.

Eine Waffe finden sie nicht. "Wir glauben, den beiden wird erst jetzt bewusst, was sie da angerichtet haben", sagt Schmidt. Beide werden vernommen, für den 15-Jährigen sieht es übel aus: Etwa 50 000 Euro kostet der Polizeieinsatz - der Kostenbescheid wird den Eltern zugestellt.

Schmidt warnt noch einmal nachdrücklich vor diesem "perfiden Spiel". Es gehe nicht nur um die Kosten, es sei tatsächlich auch das Leben des Täters in Gefahr. "Wenn wir nachts mit Spezialkräften ein Haus durchsuchen und davon ausgehen, dass dort jemand eine Waffe hat, dann reicht möglicherweise eine falsche Reaktion, um unerwünschte Ereignisse zu provozieren."

Die Zahl der Trittbrettfahrer nach dem Amoklauf von Winnenden hat inzwischen beängstigende Formen angenommen. Allein zwischen dem 11.und 22. März registrierte das NRW-Innenministerium mehr als 250 Drohungen. Zumeist waren es Androhungen im Internet.