Großrazzia gegen Schleusernetzwerk

Die Bundespolizei geht massiv gegen die Schlepper von Flüchtlingen vor. Schwerpunkt der Aktion war NRW.

Foto: dpa

Essen. Mitglieder eines Familienclans sollen von Deutschland aus illegale Einreisen für Syrer und Libanesen organisiert haben. In drei Bundesländern hat die Bundespolizei nun das international agierende Schleusernetzwerk ausgehoben. Der Schwerpunkt der Aktion war Nordrhein-Westfalen.

In Wuppertal überprüften Beamte der Bundespolizei die Privatwohnung eines 32-Jährigen, der Kontakte zum Hauptangeklagten haben soll. Ein Computer wurde beschlagnahmt. In Solingen war der Shisha-Laden eines Esseners (23) in der City Ziel der Razzia. Belastetende Beweise im Zusammenhang mit der Schleuserbande seien wohl nicht gefunden worden, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei.

Der 24-jährige Hauptbeschuldigte wurde in Essen verhaftet, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Ein Hubschrauber der Einsatzkräfte kreiste in den frühen Morgenstunden über der Ruhrgebietsstadt, schwer bewaffnete Uniformierte hielten Maschinenpistolen im Anschlag. Sechs weitere Beschuldigte wurden vorläufig festgenommen, um ihre Identitäten auf dem Revier festzustellen, sagte der Einsatzleiter der Bundespolizei, Helgo Martens. Weitere zehn Beschuldigte befinden sich laut Bundespolizei bislang auf freiem Fuß.

Die Behörden sprachen von einem international weit verzweigten Schleusernetzwerk. Die Bande soll falsche Ausweise besorgt, Urkunden gefälscht und Ausländer gewerbsmäßig eingeschleust haben. Für ihre Dienste hätten sie „horrende Summen verlangt“, berichtete Einsatzleiter Martens. Einzelne Libanesen und Syrer kostete die illegale Einreise 10 000 Euro, Familien mussten bis zu 90 000 Euro zahlen.

Von den Menschen hätten die Schleuser eine Bezahlung per Vorkasse verlangt. Manche Geschleuste seien dann in Transitstaaten aufgeflogen. Bei den Zwischenstationen im Ausland erkannte die Grenzpolizei die Dokumente als Fälschungen und die Menschen wurden vorläufig gestoppt — „und das Geld war futsch“, so Martens weiter.

Die Beschuldigten sind laut Polizei besonders skrupellos. Bei den Durchsuchungen stießen die Beamten auf sieben „griffbereite“ Macheten, Schwerter sowie Kampfmesser. Auch Munition für Handfeuerwaffen und eine Laserzieleinrichtung für ein Gewehr wurden sichergestellt. In Hildesheim fanden Beamte außerdem illegale Böller im Gesamtgewicht von 32 Kilogramm mit mehr als fünf Kilogramm Sprengstoff.

Dass die Fahnder auch unversteuerten Tabak und mehrere Kartons mit gefälschter Markenkleidung fanden, veranschauliche die „Bandbreite der Kriminalität“ — das meiste Geld aber hätten sie mit Schleusung verdient, sagte der Bundespolizei-Sprecher weiter.