Hans-Jürgen Bäumler: Kufenstar ohne Olympia-Gold
Eiskunstläufer Hans-Jürgen Bäumler wird 70 Jahre alt. Mit Partnerin Marika Kilius gewann er fast alle Titel.
Hamburg. Als junger Eisprinz an der Seite von Marika Kilius ist Hans-Jürgen Bäumler für viele unvergessen — mit 70 Jahren ist es ruhiger um den einstigen Kufenstar geworden. „Ich werde zu Hause bleiben und ein wenig nachdenken, 70 ist doch ein Abschnitt“, sagte der zweimalige Weltmeister vor seinem Geburtstag am Samstag, den er bei einem guten Essen mit seiner Frau in seiner Wahlheimat an der Côte d’Azur verbringen wird. „Mit 80 wird groß gefeiert“, verspricht Bäumler, dessen Popularität als Theaterschauspieler ungebrochen ist.
Der erfolgreiche Sportler aus Dachau spielt derzeit in dem Boulevardstück „Zärtliche Machos“. „In Köln und Bonn hatten wir zu 70 Prozent Standing Ovations, was will man mehr?“, erzählt Bäumler. Für Leistungssport hat er inzwischen nicht mehr viel übrig. Durch das tägliche Eislauf-Training von vier Stunden wurden Rücken und Knie so in Mitleidenschaft gezogen, dass ihm heute die Gartenarbeit reicht. Besonders die vielen Hebungen hätten seinem Körper geschadet.
Doch ganz lassen vom Eissport kann der erfolgreiche Kufenkünstler nicht. Er ist bestens informiert über die dreifachen Weltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy aus Chemnitz. „Ich bewundere die beiden, dass sie auf diesem Niveau so lange durchhalten“, schwärmt er. „Ingo Steuer scheint ein fantastischer Trainer zu sein. Ich wünsche ihnen den Olympiasieg in Sotschi von Herzen, aber mit jedem Jahr wächst das Risiko“, so der einstige deutsche Ausnahmeläufer, der selbst erfahren hat, was es heißt, auch einmal Zweiter zu sein. Ein Olympiasieg gelang ihm mit „seiner“ Marika nie.
1960 wurde das damalige Traumpaar Zweiter hinter den Kanadiern Wagner/Paul, vier Jahre später hatten sie gegenüber den Protopopows aus Russland das Nachsehen. „Niemand weiß besser, was es bedeutet, Gold nicht zu gewinnen“, erzählt Bäumler.
„Ich finde das cool, dass er schon 70 wird“, sagte Aljona Savchenko am Rande der EM in Sheffield. „Vielleicht treffe ich bei der WM im März wenigstens einmal die Hälfte von dem Paar, mit dem wir ständig verglichen werden“. Genau in dieser Zeit geht Bäumler wieder auf Tournee und wird die WM verpassen.