In Köln schunkelt selbst der Dom

Bei schweren Stürmen im Rheinland und Erdbeben am anderen Ende der Welt geraten die Türme der Kathedrale in Bewegung.

Köln. Den Kölner Dom kann nichts erschüttern? Dass dies nicht so ist, haben Forscher der Uni Köln in den vergangenen Jahren festgestellt. Bei Erdbeben und schweren Stürmen geraten der Dom und seine 157 Meter hohen Türme ins Schunkeln. An fünf Messpunkten kontrollieren Professor Klaus-Günter Hinzen und sein Team Schwingungen im Gotteshaus.

„Das Projekt ist vor fünf Jahren entstanden, weil die Erdbebenstation in Bensberg in der Kölner Innenstadt einen Punkt gesucht hat, wo sie Erdbewegungen messen kann. Da waren unsere Ausgrabungen unter dem Dom ideal“, erinnert sich Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Erst später entstand die Idee, Messpunkte auch auf dem Dachboden und im Nordturm anzubringen, um die Bewegung des Gebäudes als Ganzes zu untersuchen.

Für die Dombaumeisterin sind die Ergebnisse allerdings nicht besorgniserregend: „Der Dom ist sogar stabiler als wir gedacht haben. Die Untersuchung kann uns aber helfen, wenn es zum Beispiel darum geht, bei schweren Stürmen die Domplatte abzusperren.“

Das geschieht im Moment noch nach der Faustregel, die besagt, dass ab Windgeschwindigkeiten von mehr als 110 Stundenkilometern die Domumgebung binnen kurzer Zeit dichtgemacht wird. Denn schon kleine Steine, die aus dem Gebäude herausbrechen, können Menschen verletzen. „Mit den Forschungsergebnissen können wir bald genau sagen, ab wann wir handeln müssen“, sagt Schock-Werner.

Bei Erdbeben reagiert der Dom unterschiedlich. So hatten die Erdstöße im fernen Japan kaum Folgen für den Dom. „Das Gebäude hat sich durch die langen Wellen, die mit einer Verzögerung von einer halben Stunden zu uns kamen, einen Zentimeter nach oben bewegt“, sagt Hinzen. Allerdings sei dies sehr langsam geschehen und war so für das menschliche Auge unsichtbar.

Dagegen habe das Erdbeben 1992 im niederländischen Roermond auch am Dom seine Spuren hinterlassen. So stürzte damals die große Kreuzblume in die Tiefe. „Solche kurze Wellen versetzen dem Gebäude einen regelrechten Stoß und sorgen dafür, dass es in sich schwingt. Bei langen Wellen bewegt sich dagegen die ganze Stadt langsam auf und ab“, erläutert Hinzen. Solche Beben, die, wenn sie besonders heftig ausfallen, auch eine Gefahr für die Gewölbedecke im Dom darstellen könnten, sind zum Glück sehr selten. „Das passiert alle 80 bis 100 Jahre“, so Hinzen.

Dagegen sind alltägliche Erschütterungen wie die Züge auf den nahe gelegenen Gleisen des Hauptbahnhofs keine Gefahr. Auch das Läuten der großen Glocken sorgt nur für eine geringe Bewegung der Türme von etwa einem Fünftel Millimeter. „Ich gehe auf jeden Fall immer noch gerne und ohne Angst in den Dom“, versichert der Erdbebenforscher.