Hausbesuch bei der Queen
Zwei Monate lang kann das Volk sehen, wie die britische Königin Elizabeth II. lebt.
London. Offene Türen bei Ihrer Majestät: Der Buckingham-Palast lässt ab Dienstag bis zum 1. Oktober das Volk herein. Die Queen selbst ist in Urlaub, da soll’s nicht leer im Haus sein.
Ein Schmuckstück ist das "Buck House" nicht gerade - das würden selbst die Windsors nicht bestreiten. Prinz Charles hat gesagt, dass er als König dort nicht wohnen will, und die Queen entfleucht übers Wochenende immer nach Windsor. Der Architekt Edward Blore bekam den Spitznamen "Blore the Bore" - Blore der Langweiler.
Der Palast ist vor allem eines: groß. Wie viele Zimmer er hat, weiß niemand so genau. Als die Queen einmal gefragt wurde, sagte sie, das wisse sie auch nicht, aber sie glaube, so um die 600.
Rechts und links Säle mit irgendwelchen Antiquitäten, alles unbewohnt: Man kann sich in diesem überkandidelten Einfamilienhaus ganz leicht verlaufen. Dann irrt man unter Umständen eine Viertelstunde durch die Korridore, ohne eine Menschenseele zu treffen. Damit das den Touristen nicht passiert, ist der richtige Weg ausgeschildert.
Und wie sieht der Buckingham-Palast von innen aus? Entschieden zu viel Blattgold, zu viel Purpur, zu viel Baldachin. Dadurch wirkt das Ganze kulissenhaft unecht.
Übrigens ist das Gemäuer renovierungsbedürftig: Es tropft durchs Dach, es bröckelt, es rieselt, wie man hört. Nach einer Finanzspritze vom Staat haben jetzt die Handwerker angefangen und im Innenhof ein paar Fassaden abgespritzt.
Dadurch wirken die Palastmauern allerdings gescheckter denn je, denn es ist ein zusammengewürfelter Bau aus unterschiedlichsten Epochen. Immer mal wieder wurde irgendwo angebaut.
Heizungsmäßig ist so ein unsanierter Altbau (Baujahr 1703) natürlich ein Alptraum. Zum Glück ist die Queen wohl umweltbewusst: Wie der britische Boulevard einmal berichtete, geht sie Abends herum und knipst überall das Licht aus...