Heiner Geißler: Der Vermittler
Zusammen mit Kurt Biedenkopf wird der 77-Jährige im Bahnkonflikt zum Vermittler.
Heiner Geißler, mit Kurt Biedenkopf jetzt Vermittler im Bahnkonflikt, hat wohl das, was Soziologen unlängst mit dem Begriff "Schandmaulkompetenz" beschrieben: Im Alter von nun 77 Jahren und aller parteipolitischen Rücksichtnahmen ledig kann der Christdemokrat reden, wie es ihm gefällt. Mit seinem längjährigen Weggenossen Norbert Blüm besetzt der Jurist inzwischen im politischen Spektrum Positionen, die ihn eher in der Nähe Oskar Lafontaines als Angela Merkels vermuten lassen. Mit Lafontaine teilt Geißler sogar die Mitgliedschaft bei Attac.
Als Generalsekretär der CDU in den Jahren von 1977 bis 1989 galt Geißler aber eher als Scharfmacher. Den "schlimmsten Hetzer seit Goebbels" nannte Willy Brandt den Württemberger, als der 1977 FDP- und SPD-Politiker im Bundestag als "Sympathisanten des Terrors" bezeichnet hatte. Als im Kabinett Kohl Ende der 80er Jahre aber das Soziale in den Hintergrund gedrängt wurde, überwarf sich Geißler mit dem Kanzler und verzichtete auch auf seine Parteifunktionen. Seither geißelt er "Turbokapitalismus" und "Neoliberalismus" in immer schärferen Tönen. Und fühlt sich dabei trotz seines hohen Alters offenbar pudelwohl. -re