Mettmann: Eine ganze Stadt kämpft für einen Baum

Ärger: Die 200 Jahre alte Blutbuche soll einem Einkaufszentrum weichen. Die Bürger fürchten einen Kahlschlag – und neue Bausünden.

Mettmann. Ein Sturm der Entrüstung fegt durch die niederbergische Kreisstadt Mettmann. Bürger machen Front gegen die Pläne der Stadt, eine rund 200 Jahre alte Blutbuche für ein kleines Einkaufs- und Wohnzentrum im Herzen der Stadt zu fällen.

Mit den Plänen, die eine Mettmanner Wohnungsbau-Genossenschaft nach den Wünschen von Verwaltung und Politik entworfen hat, soll dem schwächelnden Einzelhandel in der Innenstadt auf die Beine geholfen werden. Zwischen Fußgängerzone und einem Kaufhaus soll eine Geschäftslücke geschlossen werden. Der Plan sieht eine Einkaufsstraße mit rund 750 Quadratmetern Verkaufsfläche und mehr als 50 Wohnungen vor.

"Mit dem Bauvorhaben setzen wir die Wünsche der Bürger um, damit das Warensortiment in der Stadt erweitert werden kann", sagt Bürgermeister Bodo Nowodworski. Doch das sehen viele Mettmanner anders. Allen voran Christoph Hütten, der Sprecher der Bürgerinitiative "Alte Buche", die sich die Rettung des mächtigen Baumes zur Aufgabe gemacht hat: "Wenn die Blutbuche fällt, wäre das ein herber Verlust für Mettmann. Sowohl, was das Mikroklima als auch die Attraktivität der Stadt angeht."

Vorschläge der Bürger, das Bauvorhaben so umzusetzen, dass die Blutbuche erhalten bleiben kann, sind laut Bürgermeister und Investor nicht realisierbar. "Natürlich ist es schmerzlich, wenn man sich in Abwägung zwischen Naturschutz und Stadtentwicklung für das Fällen der Buche entscheiden muss. Aber eine Kompromisslösung scheidet nach Auffassung aller direkt Beteiligten aus", sagt das Stadtoberhaupt.

Die Bürger beurteilen auch diese Situation anders: "Die Stadt soll sich erst einmal um den vorhandenen Leerstand kümmern, bevor neue Ladenflächen geschaffen werden, die dann auch leer stehen", hagelt es Kritik aus allen Bevölkerungsschichten. Mettmann könne nicht mit den Großstädten Düsseldorf oder Wuppertal konkurrieren, meinen viele Mettmanner und wollen mehr Grün statt mehr Geschäfte in der Stadt.

Mit einem Bürgerentscheid soll der Beschluss des Planungsausschusses für das Wohn- und Geschäftszentrum gekippt werden. Die Bürgerinitiative hat dafür knapp 6000 Unterschriften gesammelt. Weit mehr als die erforderlichen sieben Prozent, die bei einer Stadt mit etwas mehr als 39 000 Einwohnern notwendig wären. Dennoch gibt es Probleme. Denn der Städte- und Gemeindebund hat formale juristische Fehler in dem Begehren ausgemacht.

Die Stadtverwaltung hat nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem die Gretchenfrage der formalen Zulässigkeit erneut geklärt werden soll. Die Gutachter sollen auch eine weitere Fragestellung prüfen: Darf sich der Rat auch für einen Bürgerentscheid aussprechen, wenn die Unterschriftensammlung für ungültig erklärt werden müsste? Grundlage für eine solche Möglichkeit wäre eine Novelle der Gemeindeordnung, die geplant, aber noch nicht in Kraft gesetzt worden ist. Der Städte- und Gemeindebund soll sich der Stadt gegenüber zustimmend zu einem solchen Verfahren geäußert haben.

Sollte die Unterschriftenaktion als unzulässig erklärt werden und der Rat einen Bürgerentscheid ablehnen, stehen Stadt und Bürgerinitiative unter Umständen langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen ins Haus. "Der juristische Weg ist die zweite Wahl, aber zur Not würden wir ihn gehen", kündigt Christoph Hütten, Sprecher der Bürgerinitiative "Alte Buche", an.