Chelsea Clintons wichtigste Rolle

Sie gibt die glückliche Tochter glücklicher Eltern, um ihrer Mutter Hillary den Weg ins Weiße Haus zu ebnen. Wichtiger noch als ihr rhetorisches Talent und das aktive Engagement für Hillarys Wahlkampagne aber ist Chelseas Rolle als Musterkind.

Washington. 18 Monate, bevor die Amerikaner sich für ihren nächsten Präsidenten entscheiden, läuft der Wahlkampf bereits auf Hochtouren. Mit noch nie dagewesener Verbissenheit versuchen Kandidaten, sich Vorteile zu verschaffen.

Über einen einzigartigen Trumpf verfügt die demokratische Favoritin Hillary Clinton - die Zugkraft des eigenen Nachwuchses. Für die wohltätige Stiftung ihres Vaters Bill hat die 27-jährige Chelsea bereits mehr als 20 Millionen Dollar an Spenden gesammelt. Nun soll sie der Mutter helfen, als erste Frau in der US-Geschichte den Sprung ins Weiße Haus zu schaffen.

Als Wendepunkt erwiesen sich für die damals 21-Jährige die Terroranschläge vom 11. September 2001. Sie hatte gerade an der Oxford Universität ein Stipendium angetreten, als sie während einer Vorlesung die Horrormeldung erreichte. Chelsea schrieb in den Tagen danach einen vielbeachteten Aufsatz über "die Dringlichkeit, nach dieser Tragödie eine bedeutsame Rolle in der Zukunft Amerikas zu spielen" und in irgendeiner Weise "meinem Vaterland zu dienen".

Die Pläne für ein Medizinstudium gab sie auf. Stattdessen kehrte sie als Politologin nach New York zurück, wo sie heute bei dem Hedgefonds "Avenue Capital Group" rund 300 000 Dollar pro Jahr verdient - und sich wieder ins politische Leben gestürzt hat.

Schließlich ist ihr Chef, Marc Lasry, einer der großzügigsten Sponsoren der Präsidentschaftskampagne von Mutter Hillary. Bastelt Chelsea nicht an Firmernübernahmen, dann tummelt sie sich als gerngesehener Gast auf Partys mit demokratischen Politikern, liberal gesonnenen Fernsehstars und prominenten Wirtschaftsbossen.

Mit derselben Souveränität wie Hillary redet sie über die Notwendigkeit einer Gesundheitsreform, wettert gegen die Bush-Regierung und deren Versäumnisse im Irak und lässt es sich nicht nehmen, gegen die wichtigsten Konkurrenten der Mutter einige Seitenhiebe loszulassen.

Wichtiger noch als ihr rhetorisches Talent und das aktive Engagement für Hillarys Wahlkampagne aber ist Chelseas Rolle als Musterkind, das zwei Menschen zusammenschweißt, an deren Ehe eine skeptische US-Öffentlichkeit nicht so recht glauben will.

Name: Bill und Hillary Clinton haben ihre einzige Tochter nach dem Lied "Chelsea Morning" der Rocksängerin Joni Mitchell benannt.

Beziehung: Seit zehn Jahren ist Chelsea mit dem New Yorker Investmentbanker Marc Mezvinsky liiert. Sollten die beiden heiraten und Hillary ins Weiße Haus gewählt werden, dann wittern politische Experten bereits den nächsten Clinton-Skandal: Mezvinskys Vater Edward, ein früherer Kongressabgeordneter, sitzt wegen schweren Betrugs bis Ende 2008 hinter Gittern.