Jean-Claude Trichet: Mister Euro
Schon 1998 bei Gründung der EZB kam es zwischen Deutschland und Frankreich um die Personalie Trichet fast zum Eklat.
Jean-Claude Trichet, seit November 2003 Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), ist der oberste Zinshüter des Euro. Nicht alle Euro-Länder - und schon gar nicht Deutschland - sahen ihn gern auf diesem Stuhl. Schon 1998 bei Gründung der EZB kam es zwischen Deutschland und Frankreich um die Personalie Trichet fast zum Eklat: Nachdem die Bundesrepublik sich zuvor mit Frankfurt als Sitz des Instituts durchgesetzt hatte, beanspruchten die Franzosen den Chefposten für Trichet. Paris galt aber damals in Währungsfragen nicht als strikter Vorkämpfer der Stabilität. Ein Kompromiss rettete die verfahrene Lage: Trichet sollte den von Berlin favorisierten Niederländer Wim Duisenberg zur Hälfte seiner Amtszeit ablösen. So kam es dann auch.<p>Kurz darauf geriet Trichet 2004 in Fälscherverdacht: Zu Hunderten brachten die Deutschen ihre neuen Zehn-Euro-Noten zu den Banken, in der irrigen Annahme, es handele sich um Falschgeld. Der Grund: Die bisherige Unterschrift Duisenbergs war durch einen unleserlichen Trichet ersetzt worden. Das Landeskriminalamt Berlin musste in einer Erklärung das Volk beruhigen. Heute hat sich Euroland an Trichet gewöhnt.