Die Ausnüchterungszellen sind voller Briten
Immer mehr englische Urlauber wachen nach Trinkexzessen hinter Gittern auf.
London. Der typische Tag eines englischen Urlaubers im sonnigen Süden beginnt mit dem Hissen des Union Jack, dann geht’s an den Strand, bis die Haut ein zartes Rosa angenommen hat. Zur Bekämpfung der Schmerzen sucht er nun die Kneipe auf, die er nach einem zünftigen Handgemenge erst wieder in Polizeibegleitung verlässt. Aus der Ausnüchterungszelle kehrt er in den frühen Morgenstunden zurück zum Hotel, wo er en passant noch die Handtücher in den Pool wirft, mit denen die Deutschen ihre Liegen reserviert haben. In diesem Klischee steckt offenbar mehr als ein Fünkchen Wahrheit, glaubt man einer aktuellen Studie des britischen Außenministeriums: Im Zeitraum von April 2005 bis März 2006 landeten in Spanien nicht weniger als 1549 Briten im Gefängnis. Und in den Vereinigten Staaten machten immerhin noch 1368 Urlauber aus dem Königreich Bekanntschaft mit dem starken Arm des Gesetzes. Ärger meldet die Studie auch aus osteuropäischen Ländern, die dank Billigflügen und niedriger Getränkepreise immer öfter zum Ziel britischer Junggesellen-Partys werden. Natürlich lauert im Urlaub manche Falle, so sind laut Außenministerium beispielsweise einige in Großbritannien verbreitete Nasensprays in Japan verboten. Es gilt aber als erwiesen, dass hinter vielen Polizeieinsätzen im Urlaub übertriebener Alkoholgenuss steht. Laut der Studie räumte fast die Hälfte der britischen Erholungssuchenden ein, dass sie im Urlaub "viel mehr" trinken als daheim. Das führt dazu, dass es die Krankenhäuser im Ausland regelmäßig mit Touristen zu tun bekommen, die bis zur Alkoholvergiftung gebechert haben. Den Spitzenplatz bei den medizinischen Notfällen hält Griechenland, wo im besagten Zeitraum 955 Briten im Hospital behandelt werden mussten. Dortfielen einige britische Touristen in der Vergangenheit auch wegen obszönen Verhaltens auf, ein Abgeordneter forderte 2005 sogar die Ausweisung derjenigen, die in der Öffentlichkeit Sex haben. Schlagzeilen machte kürzlich auch der Fall eines 21-jährigen Briten, der auf Rhodos bei einem Gerangel vor einer Bar einen Polizisten gebissen und sein Hemd zerrissen hatte.
Very british
Kommentar von Christoph Lumme
Britische Horden in spanischen Knästen: Muss man sich Sorgen um die Gesundheit der normalen Kriminellen machen? Wir sollten auf Häme verzichten, schließlich sind auch die Deutschen berüchtigt für ihre Auszeiten vom zivilisierten Dasein. Wenn etwa lärmende Socken-Sandalen-Tedescos in Rudeln über Strände herfallen, wenn teutonische Invasoren die Liegen am Pool mit Handtüchern annektieren, sehnt sich manch einer nach der harten Hand des Gesetzgebers. Jeder blamiert sich eben auf seine Art.