Heinrich Breloer: Die Manns sind sein Lebensthema

Seine Romanverfilmung nach Thomas Mann wird fast so teuer wie „Das Boot“.

Köln. Um 1,5 Millionen Euro teurer als geplant wird Heinrich Breloers "Buddenbrooks"-Verfilmung bereits, dabei ist erst die Hälfte der Dreharbeiten vorbei. Da war es vielleicht kein Wunder, dass der Regisseur gestern in Köln etwas müde wirkte. Auch einen Unfall gab es bei den Dreharbeiten zu "Buddenbrooks - Ein Geschäft von einiger Größe" schon. Ein morscher Ast krachte auf dem Lübecker Friedhof herunter. Es ging glimpflich ab, Filmarchitekt Götz Weidner kam mit Schrammen und Prellungen davon. Allerdings landete er, halb getroffen, in einem - gewissermaßen selbst geschaufelten - Grab.

"Kurios, kurios", würde wohl der alte Konsul Buddenbrook sagen, im Film gespielt von Armin Mueller-Stahl. Und auch dass der Tonmeister vor dem herabstürzenden Ast das Weite suchen musste, wird vom Filmteam nun dank eines makabren Scherzes - "der Ton läuft" - sicher in Erinnerung behalten.

Es kann ja nicht alles glatt gehen bei diesem Film von einiger Größe. Mit nunmehr 16,2 Millionen Euro wird es die zweitteuerste Bavaria-Produktion seit Wolfgang Petersens "Das Boot". Heinrich Breloer (65), mit Co-Autor Horst Königstein der Erfinder und Meister des Dokudramas im Fernsehen, widmet sich einmal mehr seinem Lebensthema, der Familie Mann.

Seit er 1959 als Schüler den Kinofilm mit Hansjörg Felmy und Liselotte Pulver gesehen hatte, ließ ihn die illustre Geschichte der großen deutschen Schriftsteller-Familie nicht los. Nach einem frühen Film über Thomas-Mann-Sohn Klaus schuf Breloer mit "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" (2001) einen glanzvollen TV-Dreiteiler, der Preise en gros abräumte.

Nun ist das Filmteam nach Dreharbeiten in Lübeck und Augsburg im Kölner Coloneum angekommen. Hier wurde das Lübecker Buddenbrook-Haus für die Innenaufnahmen nachgebaut, schon weil ein großer Batzen der Filmförderung aus NRW stammt und der WDR einer der Finanziers ist.

"Hollywood plus", lobt Armin Mueller-Stahl die Bauten, die offenbar so opulent sind, dass man die Journalistenmeute lieber nicht hineinführen mochte. Breloer kündigt dennoch eine "realistische Verfilmung" an, "keine Operette". Die Schauspieler sprechen die Sprache des 19. Jahrhunderts, und auch der Alltag soll lebendig werden, "mit Betonung auf der Arbeit", wie Breloer sagt. Schauplätze, die von Thomas Mann oft nur als Motiv verwendet worden seien wie die Getreidefelder, die Börse oder die Speicher, sollen im Film eine größere Rolle spielen. Für Breloer sind die "Buddenbrooks" keine ferne, vergangene Geschichte. Er spricht von der Globalisierung im 19. Jahrhundert. Die Lübecker Kaufmannsfamilie habe sich dank geöffneter Zollgrenzen neuen Konkurrenten stellen müssen - eine ähnliche Situation wie in der Gegenwart.

Der Roman "Buddenbrooks - Verfall einer Familie", erschien im Oktober 1901. Thomas Mann erzählt die Geschichte einer Lübecker Kaufmannsfamilie Mitte des 19. Jahrhunderts. Weil er sich in dem genau gezeichneten Sittenbild des Bürgertums erkennbar an realen Vorbildern der eigenen Familie orientierte, erregte das Buch in seiner Heimatstadt Lübeck besonderes Aufsehen. 1929 bekam Mann für den Roman den Literaturnobelpreis.

Der Film Heinrich Breloer hat ein hochkarätiges Ensemble mit Armin Mueller-Stahl, Iris Berben, Jessica Schwarz und August Diehl versammelt. Sein Film soll Weihnachten 2008 ins Kino kommen und anschließend als Zweiteiler in der ARD laufen.