Wandern: Gegen den rasenden Stillstand

Wandern ist im Kommen. Der Autor Ulrich Grober sieht darin einen Einspruch gegen das Diktat der Beschleunigung, die Rückkehr zum menschlichen Maß.

<strong>Düsseldorf. Hape Kerkeling macht es, Manuel Andrack auch und Heiner Geissler sowieso. Wandern ist modern. Der Autor Ulrich Grober beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Öko-Tourismus. Wir sprachen mit ihm über sein jüngstes Buch "Vom Wandern - neue Wege zu einer alten Kunst".

Herr Grober, Sie behaupten in Ihrem Buch, dass Wandern viel mit Denken und mit der Ausrichtung der eigenen Biografie zu tun hat. Wie das?

Grober: Eine Wanderung ist die ideale Form der Auszeit. Du gewinnst räumliche und geistige Distanz zum urbanen Alltag. Alles, was du brauchst, trägst du auf dem Rücken. Rucksack und Schlafsack machen dich autonom. Beim Gehen in der Landschaft setzt das Tagträumen ein - und die Sinnsuche.

Wieso wandern immer mehr Leute?

Wo wandern Sie?

Grober: Es lebe die Vielfalt! Eine Gletscherüberquerung reizt mich, eine Wattwanderung ebenfalls. Aber auch im Harz findet man große Landschaft.

Übers Jahr verteilt - wie viele Tage wandern Sie?

Wandern Sie lieber allein oder in Begleitung?

Unsere Kultur ist geh- und bewegungsfeindlich, wir sitzen den größten Teil. Ist Wandern die Rettung vor der Trägheit des Körpers und der Gedanken?

Ist Wandern mehr, als nur einem Pfad zu folgen?

Manche Neuropsychologen behaupten, Wandern habe schon nach wenigen Wochen messbar günstigen Einfluss auf Selbstbild und Persönlichkeit. Ist das so?

Grober: Wer gerade vom Jakobsweg oder vom Rheinsteig zurück kommt, lässt sich nicht mehr so leicht vom Chef zur Schnecke machen. Das Gefühl des eigenen Werts, der Selbstmächtigkeit, ist eine nachhaltige Erfahrung.

Wer wandert, erbringt eine körperliche Leistung. Ist das so etwas wie eine Selbsttherapie?

Grober Ja, die Bewegung in frischer Luft und naturnaher Landschaft wird zum Lebenselixier. Das Wanderglück hängt jedenfalls nicht von einer teuren Ausrüstung oder dem Wellnesshotel ab. Zum Wandern braucht man eigentlich nur wenig.

Wer äußerlich vorwärts kommt, kommt der auch innerlich voran?

Grober: Na klar, Du erweiterst deinen Horizont. Du bemerkst überhaupt erst mal den Horizont. Du siehst, wie er sich mit deiner Bewegung verschiebt, sozusagen mitwandert. Das ist bewusstseinserweiternd.

Wandern setzt statt auf Höchstleistungen auf Ausdauer. Wirkt sich das günstig auf unser psychisches Befinden aus?

Gehen und Denken gehören also zusammen? Wer wandert, sieht mehr, erlebt mehr und kann auf mehr geistiges Material zugreifen?

Macht Wandern also glücklich?