Weltraumtourist: Scheich will auch im All fasten

Über eine Woche lang fliegt Muszaphar Shukor als Tourist durch den Weltraum.

<strong>Baikonur. Eigentlich hätte Scheich Muszaphar Shukor in diesen Tagen ein religiöses Mammut-Programm vor sich: Dutzende Male müsste der gläubige Muslim jeweils innerhalb einiger Stunden beten. Denn der 35-Jährige ist gestern - im Fastenmonat Ramadan - als erster malaysischer Weltraumtourist vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur aus ins All geflogen. Ziel der russischen Sojus-Rakete: die internationale Raumstation ISS. Er wünsche sich "näher an Gott und seiner Schöpfung zu sein", hatte Shukor, promovierter Orthopäde und Teilzeit-Model, vor dem Start gesagt. Weil die ISS die Erde in 24 Stunden mehrfach umrundet, gibt es allerdings auch viel mehr Anlässe zum fünffachen täglichen Gebet als im heimatlichen Malaysia. Außerdem stehen in mehreren hundert Kilometern Höhe nicht nur Menschen und Gegenstände Kopf. Auch Sonnenauf- und -untergang sind nicht so wie auf der Erde. Diese dienen während der Zeit des Verzichts aber als Orientierung - wann sind dem Gläubigen nun Mahlzeiten erlaubt und wann nicht? Und in welcher Himmelsrichtung liegt der heilige Ort Mekka, wenn der Betende selbst oberhalb des Himmels schwebt? Und wie ist eine Verneigung bis zum Boden möglich, ohne den selbigen unter den Füßen?

20 Seiten Anleitung vom Ministerium

Mit Fragen dieser Art hat sich das malaysische Religionsministerium befasst und dem Mann aus Kuala Lumpur eine 20-seitige Anleitung mit auf den insgesamt zehntägigen Trip ins Weltall gegeben.

Demnach muss sich der Mitreisende der US-Astronautin Peggy Whitson und des Russen Juri Maletschenko beispielsweise nicht die Hände und das Gesicht rituell mit Wasser waschen. Er kann stattdessen ein nasses Handtuch benutzen. Das Knien wird ihm in der Schwerelosigkeit erlassen. Die Ausrichtung gen Mekka dürfte vermutlich möglich sein, schließlich hat er die ganze Erde im Blick.

Besetzung Die Internationale Raumstation (Foto: epa) ist eine international besetzte Raumstation. Sie kreist in etwa 350 Kilometern Höhe um die Erde.

Bewerbung Privatreisen ins All sind normalerweise teuer, kosten etwa 20 Millionen US-Dollar. In Malaysia begann die Suche nach einem Kandidaten bereits 2003. Um den Gratis-Flug bewarben sich mehr als 11 000 Menschen.