TV-Talk: Eva Herman tappt in Kerners Falle

Die Ex-Moderatorin redet sich um Kopf und Kragen - und 2,6 Millionen schauen zu.

<strong>Hamburg. Wie jede überschaubare Gemeinschaft hat auch das Fernsehen seine festen Rituale. Da ist etwa eine Moderatorin - nennen wir sie Eva Herman - die einen kleinen werbeträchtigen Skandal verursacht hat und deshalb vom Bildschirm verbannt wurde. Eigentlich müsste sie sich nach einer kleinen Schamesfrist nur in die Sendung eines Kollegen - nennen wir ihn Johannes B. Kerner - setzen und "Mea culpa" murmeln. Nach einer solchen TV-Beichte gilt man gemeinhin auch als generell wieder TV-fähig. Doch am Dienstagabend im ZDF liefen die Dinge anders. Erstens hat es Kerner wohl gewurmt, dass er beim Deutschen Fernsehpreis vor knapp zwei Wochen dem ARD-Kollegen Beckmann unterlegen ist. Deshalb wollte er ausnahmsweise den hartnäckigen Journalisten geben, der seinen Gast in die Zange nimmt. Zweitens hatte er sich mit Eva Herman die richtige Gesprächspartnerin ausgesucht. Denn die redete sich prompt um Kopf und Kragen.

Herman darf keinen Fehler zugeben, weil sie gegen die Kündigung klagt

"Sie hat sich ein wenig verharmlosend über die Familienpolitik im Dritten Reich geäußert" - so leitet Kerner das Gespräch ein. Genau das hatte die vom NDR entlassene Moderatorin aber immer bestritten. Auch jetzt beharrt sie darauf, ihre Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Das Originalzitat über die Werte der Familie unter den Nazis und bei den 68ern bringt keine Klärung, weil es so verworren ist. Kerner will auch eigentlich etwas anderes, nämlich Hermans Geständnis, dass sie einen Fehler gemacht habe. Doch sie weicht genauso beständig aus: "Ich habe in dem Fall keinen Fehler gemacht." Das ist aus ihrer Sicht nur logisch. Denn sie hat wegen ihrer Kündigung gerade Klage gegen den NDR eingereicht - da macht sich ein Eigenverschulden nicht so gut. Auch die erzkonservativen Teile ihrer Anhängerschaft könnten enttäuscht sein, wenn sie es am Ende doch alles nicht so gemeint hätte. Also verheddert sie sich in Sätzen über eine "gleichgeschaltete Presse", die schlecht über sie schreibe, und verteidigt ihre NS-Vergleiche mit "Es sind auch Autobahnen gebaut worden, und wir fahren heute drauf."

Dazu kommt eine Konstellation, wie sie etwa Frank Plasberg in seinem Talk "Hart aber fair" tunlichst vermeidet. Der WDR-Mann folgt der Maxime: "Du musst auch für den Gast mit der unpopulärsten These einen Unterstützer in der Runde haben. Wenn einer gegen alle kämpfen muss, läuft es nur auf einen Mitleids-Effekt hinaus."

Fachkundige Beobachter sehen das anders. "Wenn sie derlei angebräunte Ansichten nicht bewusst vertritt, ist sie ein Opfer ihrer eigenen unklaren Haltung", sagte gestern der Hamburger Psychologe Thomas Kliche.

Herman: "Die braune Keule wird von vornherein geschwungen, wenn man sich heute für Werte einsetzt, für Kinder und für Familie."

Herman zum Hinweis des Historikers Wolfgang Wippermann, dass der Begriff "Gleichschaltung" von den Nazis geprägt wurde: "Natürlich ist er da benutzt worden, aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren heute drauf."

Herman: "Ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten."