Hochzeit mit Scharfschützen und Spürhunden
London (dpa) - Es wird nett aussehen, wenn Prinz William und seine Kate sich am 29. April das Jawort geben. Winkende Royals vor historischen Bauten und jubelnden Massen. Doch hinter den Kulissen des Heile-Welt-Ereignisses läuft schon seit Monaten eine riesige Sicherheitsmaschinerie.
In einer der größten Sicherheits-Operationen der vergangenen 30 Jahre wendet der britische Staat mehr als 20 Millionen Pfund (rund 23 Millionen Euro) auf, um die Hochzeit des künftigen Thronfolgers und seine teils hochdekorierten Gäste vor bösen Menschen zu bewahren: vor islamistischen Terroristen, nordirischen Separatisten, gewaltbereiten Studenten.
Polizei, Militär und Geheimdienst fahren alles auf, was die moderne Terrorabwehr zu bieten hat: Scharfschützen auf den Dächern, Spürhunde in der Kirche, verschweißte Kanaldeckel entlang des Kutschen-Korsos, Undercover-Polizisten in der Menge. Zuletzt kamen sogar Gerüchte auf, dass das gesamte Mobilfunk-Netz zwischen Westminster Abbey und Buckingham Palast abgeschaltet werden soll. Damit will man potenziellen Störern die Möglichkeit nehmen, sich untereinander abzusprechen.
London gilt dank tausender Videokameras im öffentlichen Raum ohnehin schon als eine der am besten überwachten Städte der Welt. Zu Großereignissen verliert die Polizei dann auch noch gerne ihren sprichwörtlichen britischen Humor - zuletzt beim Besuch von Papst Benedikt XVI. im vergangenen Herbst. Damals waren sechs Straßenkehrer als mutmaßliche Planer eines Terroranschlages festgenommen worden. In Wirklichkeit hatten sie sich nur in der Kantine einen Scherz erlaubt.
Die Vorsicht ist angebracht. Großbritannien gilt wegen seiner Verwicklung in die Kriege in Afghanistan, Irak und Libyen als potenzielles Ziel von Islamisten. Und auch der anti-britische Terror in Nordirland flammte zuletzt wieder auf. Viel konkreter scheint aber die Gefahr von militanten Anarchisten zu sein. Randalierer des sogenannten „Schwarzen Blocks“ hatten zuletzt bereits das Auto von Prinz Charles und Camilla angegriffen, die Parteizentrale der regierenden Konservativen gestürmt und erst vor zwei Wochen Kaufhäuser und Läden in der Londoner Innenstadt verwüstet.
Ein Militanter hatte sich jüngst dem Londoner „Evening Standard“ gegenüber geoutet. „Seit Monaten“ planten die Störer für den Hochzeitstag, sagte er. Er erwarte 10 000 bis 15 000 Demonstranten, zehn Prozent davon gewaltbereit. Sie wollen Transparente auf Dächern enthüllen, Ladenlokale besetzen und Rauchbomben werfen.
Es bestehe dennoch „nicht die Absicht, London in eine Festung zu verwandeln“, heißt es zwar unter der Hand von Scotland Yard. Andere nehmen aber das Wort von einem „Stahlring“ in den Mund, der um Westminster gezogen werden soll. Vorsichtshalber hat die Regierung schon einmal die Zugriffsrechte für die Polizei gelockert. Wie bei großen Terrorlagen dürfen die Beamten während der Hochzeit Leute ohne jeden konkreten Verdacht kontrollieren.