Hörbücher für die dunkle Jahreszeit
Berlin (dpa/tmn) - Wenn die Winterabende lang und kalt sind, kann man sich es mit einem guten Buch gemütlich machen. Noch schöner ist es manchmal, sich etwas vorlesen zu lassen. Entweder findet man einen Freiwilligen oder spielt ein neues unterhaltsames Hörbuch ab.
Weihnachten feiern ohne Familie ist für viele unvorstellbar. Das gilt auch für Tante Milla aus Heinrich Bölls Erzählung „Nicht nur zur Weihnachtszeit“, die der Hörbuch-Hamburg-Verlag neu aufgelegt hat. Für die schrullige Dame ist es das höchste Glück, wenn sich die Familie unter dem Weihnachtsbaum versammelt und der Weihnachtsengel den Frieden verkündet. Doch wegen des Zweiten Weltkriegs kann das Fest einige Jahre nicht stattfinden. Das ist zu viel für Tante Milla: Sie ist so verstört, dass sie nun ein permanentes Weihnachtsfest mit ihrer Familie einfordert.
Doch wo soll man mitten im Sommer einen Weihnachtsbaum herbekommen? Schauspieler Dietmar Bär schafft es, als Vorleser den richtigen Tonfall für die weihnachtswütige Milla und einer genervten Familie zu finden, die dem Wahnsinn entgegensteuert. Die Weihnachtssatire auf einer CD kostet knapp 13 Euro.
Während Böll eher Erwachsene ansprechen wird, ist das Hörbuch „Sofies Welt“ schon für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet. Als die 14-jährige Sofie einen Brief erhält, in dem nur die Frage „Wer bist du?“ steht, kommt sie ins Grübeln. Nach und nach erhält Sophie immer mehr dieser eigenartigen Botschaften, die sie in die Welt der Philosophie eintauchen lässt. Doch wer schickt ihr diese Briefe und was sollen die seltsamen Fragen? Die bekannte Buchvorlage von Jostein Gaarder ist nun als gekürzte, aber immer noch 20 Stunden währende Lesung im CBJ-Audio-Verlag für knapp 20 Euro erschienen.
Schauspielerin Katharina Thalbach liest mit markanter, rauchiger Stimme die Geschichte, die spannend wie unterhaltsam ist und die Ideen der großen Philosophen von Aristoteles bis Kant vorstellt. Auch auf große existenzielle Fragen wie „Gibt es ein Leben nach dem Leben?“ muss der Hörer nicht verzichten. Sofie lernt in kurzer Zeit mehr als in einem Jahr Schule. Bis zum Schluss bleibt es ein Geheimnis, wer sich hinter der mysteriösen Hilde verbirgt, von der immer wieder Post bei Sofie im Briefkasten landet.
Um ein Geheimnis geht es auch bei dem Hörbuch „Kein Wort zu Papa“ von Dora Held. Es ist bereits der fünfte Band mit Christine und Marleen, der als Hörbuch beim Jumbo-Verlag erschienen ist. Dieses Mal übernimmt Christine zusammen mit ihrer Schwester Ines für einige Zeit Marleens Inselpension auf Norderney, weil diese in Dubai mit ihrem Freund festsitzt. Es kommt, wie es kommen muss: Ihr Vater bekommt Wind von der Vertretung und taucht zusammen mit seiner Frau in der Pension auf, weil die beiden ihren Töchtern das Leiten einer Pension dann doch nicht so recht zutrauen.
Da die Lage von Marleen in Dubai etwas prekär ist, hat sie mit den Schwestern Stillschweigen darüber vereinbart, warum sie nicht auf Norderney sein kann. Doch niemand hat mit dem neugierigen Papa Heinz und seiner Frau gerechnet. Es kommt zu witzigen Verwicklungen und Verzweiflungstaten der beiden Schwestern, damit das Chaos, das der durchaus dickköpfige Vater verursacht, im Rahmen bleibt. Die turbulente Familien-Urlaubsgeschichte, mit der man sich gut drei Stunden lang die Zeit vertreiben kann, kostet knapp 15 Euro.
Wer nicht nur schmunzeln, sondern richtig lachen möchte, wird sich über Urban Priols Kabarett-Programm „Wie im Film“ freuen, das als Doppel-CD erschienen ist. Priol, der aus der Kabarett-Sendung „Neues aus der Anstalt“ bekannt ist, geht markig und teilweise derb zur Sache. So sind seine Bezeichnungen für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „der Geölte“ und „Lady Gaga“. Witzig sind Priols Ausführungen zu von Politikern gern bemühten Ausdrücken wie alternativlos oder ergebnisoffen. Auch aktueller Bezug zu Themen wie Stuttgart 21 oder der Atompolitik fehlen nicht. Der Live-Mitschnitt ist bei Wort-Art erschienen und kostet knapp 18 Euro.
Um den besonderen finnischen Humor geht es indes im Hörbuch „Vom Himmel in die Traufe“, das der Bastei-Lübbe-Verlag für knapp 20 Euro auf CD und als MP3-Download für knapp 14 Euro herausgebracht hat. Grotesk schon ist die Situationsbeschreibung von Arto Paaslilinna zu Beginn der Geschichte: Hermanni Heiskari steht an einem Eisloch und versucht, einen Fisch an seinen Angelhaken zu bekommen, als er den Schrei einer Frau hört. Sie ist mit ihrem Heißluftballon abgestürzt.
Jetzt fällt ihm die Entscheidung nicht ganz leicht, ob er sich weiter um sein Abendessen kümmern oder mal nachschauen gehen soll, wer da schreit. Er entscheidet sich nach einer Weile für den Ballon - nicht zu seinem Schaden. Denn die abgestürzte Lena ist reich und schenkt Hermanni aus Dankbarkeit ein Jahr in Saus und Braus zusammen mit ihr. Doch solche Noblesse ist dem Hinterwälder fremd. Selbst Lenas weltläufiger Onkel schafft es nicht, ihm Manieren beizubringen. Trotzdem verliebt sie sich in Hermanni.