Holbeins „Graue Passion“ in Stuttgart

Stuttgart (dpa) - Sie ist ein Meisterwerk der spätgotischen Malerei: Die „Graue Passion“ des Augsburger Malers Hans Holbein d.Ä. (um 1465 - um 1524).

Nach einer umfangreichen Restaurierung präsentiert die Staatsgalerie Stuttgart die zwölf Tafeln, auf denen der Künstler die Leidensgeschichte Christi interpretierte, von Samstag an in einer eigenen Ausstellung - ergänzt um Werke bedeutender Vorläufer, Zeitgenossen und Nachfolger. Die Ausstellung dauert bis zum 20. März 2011.

Grau außen, ocker innen: Ursprünglich bildeten die zwölf Tafeln von Holbeins „Grauer Passion“, entstanden zwischen 1494 und 1500, die Außen- und Innenseiten zweier doppelseitig bemalter Flügel eines Passionsaltars, von dem niemand mehr genau weiß, wo er mal gestanden hat. Bei geschlossenem Altar waren die grauen, bei geöffnetem die ockerfarbenen Bilder zu sehen. Als verschollen gilt eine Skulpturengruppe des Ulmer Bildschnitzers Gregor Erhart, die einst in der Mitte des Altars stand. Um zu zeigen, wie die Kreuzigungs- Darstellung ausgesehen haben könnte, hat die Staatsgalerie eine vermutlich ähnliche vom Vater Michel Erhart aufgestellt.

Die Schau zeigt insgesamt 45 teilweise beidseitig bemalte Tafelbilder, mehrteilige Altäre, 94 Arbeiten auf Papier sowie einige Skulpturen. Unter den Leihgaben bedeutender Sammlungen aus Basel, New York, London und Paris sind hochrangige Werke von Hans Baldung Grien, Martin Schongauer und Matthias Grünewald. Den Stellenwert der Stuttgarter Ausstellung unterstreiche auch eine Leihgabe aus Wien, betonte Sean Rainbird, Direktor der Staatsgalerie, am Donnerstag in Stuttgart: Die Albertina stellte Albrecht Dürers „Grüne Passion“ zur Verfügung, was sie nur alle 25 Jahre mal tue. Aus konservatorischen Gründen dürfen nur je vier Dürer-Zeichnungen gezeigt werden, die zur Halbzeit der Ausstellung ausgetauscht werden.

„Holbein war kein Van Gogh, der jeden Strich selbst gemalt hat“, berichtete Kuratorin Elsbeth Wiemann. Vielmehr sei er der Chef einer - ausgesprochen produktiven - Malerwerkstatt in Augsburg gewesen, deren Angestellte in seinem Stil malten. Wer den Künstler Holbein genau sehen wolle, müsse sich die kleinen Andachtsbilder ansehen: Die soll er tatsächlich selbst gemalt haben. Auch von ihnen hat die Ausstellung „Hans Holbein d.Ä.: Die Graue Passion in ihrer Zeit“ einige zu bieten.

Die Staatsgalerie hatte die „Graue Passion“ vor sieben Jahren für 13,2 Millionen Euro vom Hause Fürstenberg erworben. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurde die Darstellung der Leidensgeschichte Christi aufwendig saniert.