Kindesmisshandlung: Falschaussagen im Prozess

Minden/Bielefeld (dpa). Überraschende Wende im Bielefelder Prozess um eine Kindesmisshandlung. Die Mutter des vermeintlichen Opfers hat am Donnerstag gestanden, ihren Jungen zu einer Falschaussage gegen den Angeklagten angestiftet zu haben.

Sie wurde noch im Gerichtssaal vorläufig festgenommen.

Wie am Donnerstag weiter bekannt wurde, hatte das Kind bereits beim Prozessauftakt am Dienstag in nicht öffentlicher Sitzung gesagt, es habe sich die Misshandlungen nur ausgedacht. Darauf wurde der 24- jährige Angeklagte, der bislang auf freiem Fuß war, wegen Verdunkelungsgefahr verhaftet. Der aus Minden stammende Mann, ein früherer Lebensgefährte der Mutter, hat die Taten stets bestritten.

Die Anklage beschuldigt ihn, den kleinen Jungen im Zeitraum von zwei Jahren wiederholt aus nichtigen Gründen geschlagen und mit einer Zange gequält haben. Anfangs war der Junge erst vier Jahre alt. Der Anklage zufolge geht es um 15 Misshandlungen.Der Mann war im Oktober bereits wegen Körperverletzung an seiner Ex-Freundin zu einer Strafe von 3600 Euro verurteilt worden.

Die Mutter betonte nun am Donnerstag, nachdem sie mehrfach von ihrem Lebensgefährten geschlagen worden sei, habe sie sich im Februar 2010 entschlossen, mit den Kindern ins Frauenhaus zu gehen. Sie habe aber damals keine erkennbaren Verletzungen gehabt.Darum habe sie ihren Sohn zu den Lügen angestiftet, um einen glaubhaften Anspruch auf einen Platz im Frauenhaus zu haben. Sie wolle aber nicht, dass ihr Ex-Freund für etwas bestraft werde, das er nicht getan habe, sagte sie jetzt.

Zuvor war im Gerichtssaal die erste Aussage des Jungen bei der Polizei vorgespielt worden. Darin hatte der Junge nach dem Eindruck der Vernehmungsbeamtin offen und glaubhaft von den Misshandlungen berichtet. Und sie glaube immer noch, dass er damals die Wahrheit gesagt habe, beteuerte die Beamtin. Der heute Siebenjährige wurde am Nachmittag nochmals nichtöffentlich vom Gericht befragt.