Horb am Neckar: Frau legt Baby in Kühltruhe
Kindstötung: Die 20-jährige Mutter gibt an, von der Schwangerschaft nichts gemerkt zu haben.
Horb. Grausiger Fund in Baden-Württemberg: Eine 20-Jährige hat in Horb am Neckar vor drei bis vier Wochen ihr Neugeborenes in eine Plastiktüte gewickelt und in einen Gefrierschrank gelegt. Die Schweizerin habe geglaubt, das Baby sei leblos gewesen, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Mittwoch mit.
Die Obduktion ergab aber: Das Kind war zumindest kurzfristig lebensfähig. Gegen die Frau wurde Haftbefehl erlassen. Sie wurde in ein Gefängniskrankenhaus gebracht. "Wir haben den Eindruck, die Frau wollte noch kein Kind", sagte ein Polizeisprecher.
Die Mutter des Verlobten der 20-Jährigen hatte die schreckliche Entdeckung gemacht. Sie habe am vergangenen Sonntag ihre angehende Schwiegertochter überredet, sich den Behörden zu stellen. Das Paar ist berufstätig und lebt seit einem Jahr mit der Mutter des Verlobten in einem Haus.
Erst Anfang Mai hatte ein 18-Jähriger in Wenden im Sauerland drei gefrorene Babyleichen in einer Kühltruhe gefunden. Gegen die Mutter wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Die Hausfrau gab zu, ihre Neugeborenen in den 1980er Jahren in die Truhe gelegt zu haben.
Ob im jüngsten Fall das Neugeborene in der Truhe erfroren oder erstickt ist, sollen nach Angaben des Leitenden Staatsanwalts, Albrecht Foth, weitere Untersuchungen ergeben.
Nach Ansicht des Karlsruher Gynäkologen und Leitenden Oberarztes am Diakonissen-Krankenhaus, Matthias Zedelius, kann das neugeborene Mädchen innerhalb weniger Minuten in der Tüte erstickt sein. Die Erfrierung habe dann keine direkte Rolle mehr gespielt.
Nach den Ermittlungen ist der Verlobte bei der Geburt nicht zu Hause gewesen. Sowohl die junge Frau als auch ihr Freund und dessen Mutter gaben an, die Schwangerschaft nicht bemerkt zu haben.
"Obwohl das auch eine Schutzbehauptung sein kann, gibt es Fälle eines sogenannten Verdrängungssyndroms", sagte Oberarzt Zedelius. Hierbei werde im Kopf alles ausgeblendet. Etwaige Bewegungen des ungeborenen Kindes im Bauch würden als Folgen von Blähungen gedeutet.
Dass aber der Verlobte und seine Mutter von der "verdrängten" Schwangerschaft nichts mitbekommen haben wollen, verwundert den Karlsruher Gynäkologen. Die Mutter war nach Polizeiangaben vor der Schwangerschaft nicht übergewichtig.