„Hup, hup“ – Holland feiert

Die Begeisterung der Fans erreicht ihren Höhepunkt. Beliebt sind Megaphone, die wie Löwen brüllen.

Grenzland. Während in Deutschland die Händler schwarz-rot-goldene Fahnen, T-Shirts und Blumenketten gerade seufzend für die nächste Europameisterschaft einmotten, ist im Nachbarland der Ansturm auf Fan-Artikel noch ungebrochen. Klar, die Holländer stehen im Finale.

Viele Händler haben noch einmal nachgeordert, hoffen, dass sie vor dem Finale die Regale wieder mit T-Shirts, Hüten und Perücken füllen können. "Das ist der Rest", sagt Marian, Verkäuferin in der Roermonder Filiale einer großen niederländischen Kette.

Ein paar T-Shirts in Oranje mit dem brüllenden WM-Löwen liegen da noch, auch Armbanduhren sind zu haben. Wer sich bislang noch nicht eingedeckt hatte, greift zum Holland-Megaphon. Natürlich in Oranje und mit Löwenkopf drauf. Wahlweise brüllt es wie ein afrikanischer Löwe, dudelt "Hup, Holland, hup" oder verstärkt einfach die eigenen Fan-Gesänge.

Für die Durstigen gibt es das Trinkspiel "Fußball-Mensch-ärgere-dich-nicht" und hölzerne Trage-Meter für Bier-Gläser. Auch orange Blinklichter, Holland-Pyjamas, Kappen und orangefarbenes Haarspray liegen bereit. Ein Regal ist noch gut gefüllt: Hier liegen orangefarbene Beinwärmer aus Plüsch, mit einem Gummiband in rot-weiß-blau und lustigen Schellen. "Die kann man vielleicht in Südafrika tragen, aber doch nicht hier", sagt Marian kopfschüttelnd.

Unter den Kunden, die schon zu Beginn der WM die Regale geplündert haben, waren auch viele Deutsche. "Ich habe dann einige gefragt, warum sie das machen - holländische Sachen kaufen, wo sie doch Deutsche sind", berichtet die Verkäuferin. "Und die Antwort war immer gleich: Wenn Deutschland schlecht spielt, dann halten wir eben zu Holland."

Ist sie wirklich verschwunden, die uralte Fußball-Feindschaft zwischen den beiden Nachbarländern? Im Grenzbereich scheint es manchmal so. Allerdings gab es in Kerkrade nach der Niederlage der deutschen Elf gegen Spanien rund 200 Niederländer, die ihrer Freude über das Ausscheiden der Deutschen freien Lauf ließen - und Korso fuhren. Manch einen Deutschen im Grenzgebiet schreckt das nicht. Längst haben sie neue Pläne geschmiedet: "Wohin fahren wir am Sonntag? Nach Venlo zum Public Viewing." Hauptsache Party.

Doch dann kann es durchaus sein, dass sie dort vielleicht noch mal den alten schadenfrohen Witz hören: "Warum haben die deutschen Kinder entlang der Grenze so lange Ohren? - Weil ihre Eltern sie daran hoch halten und rübergucken lassen, um ihnen zu zeigen, wie ein Weltmeister aussieht."