Sie liebten und sie hassten sich

Günter Netzer wird am Samstagabend das letzte Mal in der ARD an Gerhard Dellings Seite moderieren.

Düsseldorf. Vor zwölf Jahren traten sie zum ersten Mal gemeinsam als Moderatorenpaar der ARD vor die Kamera. Seither sind Günter Netzer und Gerhard Delling eine Institution. Es soll sogar Zeitgenossen geben, die glauben, die Spiele zwischen An- und Abmoderation sollen lediglich den leeren Platz dazwischen füllen.

Tatsächlich gab es Spiele, von denen uns nichts in Erinnerung blieb außer Netzers vernichtendes Urteil. Man denke nur an Rudi Völlers Wutausbruch bei "Waldi" Hartmann nach dem 0:0 gegen Island 2003: Völler überschüttete Hartmann mit Beleidigungen, meinte aber tatsächlich Netzer, der zuvor den damaligen Bundestrainer kritisiert hatte. Von einem "Standfußballer", so Völler, lasse er sich nichts sagen. Eine Beleidigung, die Netzer ohne jede Antwort ließ. Wenig später hatten wir einen neuen Bundestrainer. Netzer und Delling aber blieben.

Die Rollen sind klar verteilt: Netzer als der Erziehungsberechtigte, Delling als der etwas schwer erziehbare Schüler. Gewiss, das Regiekonzept, sich selbst da zu widersprechen, wo es auch bei schärfster Analyse keinen Widerspruch gab, verkam gelegentlich zur Marotte. Doch meist gelang es den beiden, auch daraus Funken zu schlagen. Denn mit Günter Netzer steht ein Mann vor der Kamera, der sich und uns nichts mehr beweisen muss.

In seiner letzten ARD-Saison scheint Netzer etwas altersmilde geworden zu sein. Neulich bescheinigte er Delling einen "noch nicht abgeschlossenen Reifeprozess". Vielleicht glaubt er das, weil nun auch Delling die Frisur zeigt, die Netzer seit 50 Jahren trägt. Immerhin, Netzer ist viel gelöster und lacht auch schonmal aus vollem Hals. Als aber Delling nach dem Halbfinale glaubte, Netzer sende nun endlich Versöhnungssignale, da rief ihn Netzer in gewohnter Manier scharf zur Ordnung: "Ne, ne, es bleibt so, wie es ist. Nicht aus der Reihe tanzen."

Delling und Netzer machten uns stets Spaß, selbst wenn das deutsche Spiel dazu keinen Anlass bot. Am Samstag, beim Spiel um Platz Drei, sehen wir die beiden ein letztes Mal zusammen. Etwas Wehmut schwingt diesmal dann mit.