Hurrikan „Ike“: Warnung vor „sicherem Tod“
Houston, viertgrößte Stadt der USA, bereitet sich auf die Ankunft von „Ike“ vor.
Houston. "360 Tage im Jahr kann man das Leben in Galveston genießen. Die restlichen fünf muss man aus der Stadt verschwinden", sagt Hausbesitzer Paul King im örtlichen Fernsehen. Wie er haben Hunderttausende an der texanischen Küste ihre Wohnungen verlassen. In Panik war er jedoch nicht. Schließlich seien Tropenstürme Teil des Lebens an der Küste.
Doch es ist der erste große Hurrikan seit 25 Jahren, der die Region um Houston, die viertgrößte Stadt der USA, mit aller Wucht treffen könnte. Vier Millionen Menschen leben im Großraum. Galveston liegt auf einer vorgelegten Halbinsel.
Die Appelle an die Menschen waren dramatisch: Sogar der Nationale Wetterdienst hatte in unmissverständlicher Deutlichkeit gewarnt, "Ike" könne "den sicheren Tod" bedeuten. Doch während die meisten Menschen die Küstengegenden verließen, war in Houston selbst größtenteils Gelassenheit zu spüren.
Trotzdem ordnete Bürgermeister Bill White an, zunächst rund 250 000 Einwohner in Sicherheit zu bringen. Andere verließen die Stadt in den vergangenen Tagen auf eigene Faust Richtung Norden, ins Landesinnere.
Die Flucht verlief geordnet und mit nur wenigen Staus - kein Vergleich zu dem Chaos, das 2005 angesichts des Hurrikans "Rita" geherrscht hatte. Dieser war damals auf "Katrina" gefolgt, der zwei Wochen davor in New Orleans für Verwüstung und Panik gesorgt hatte.
Auch im Weltall sind Auswirkungen von "Ike" zu spüren: Die US-Weltraumbehörde Nasa musste gestern das Andockmanöver der Raumfähre "Progress" an die Internationale Raumstation ISS um mehrere Tage verschieben, weil die Mitarbeiter des Kontrollzentrums in Houston vor dem Unwetter in Sicherheit gebracht wurden.
Um ihr Leben bangt derweil die Crew des Frachters "Antalina": Er liegt mit einem Maschinenschaden manövrierunfähig genau in der Bahn des Hurrikans. Eine Rettung ist wegen der schon jetzt rauen See nicht möglich.
Die meisten Einwohner Houstons deckten sich mit Wasser, Lebensmitteln und Benzin ein. Einige Tankstellen meldeten angesichts des Ansturms der Autofahrer Treibstoffmangel. Die Mineralölfirmen riefen jedoch zur Ruhe auf: Die Versorgung sei gesichert, notfalls stünden auch Hunderte von Tankwagen bereit, um nach Texas aufzubrechen.
Trotz der Gelassenheit ist die Bedrohung durch "Ike" für Houston sehr ernst. Der Nationale Wetterdienst rechnete damit, dass die Wolkenkratzer im Zentrum von Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern getroffen und einige Stadtteile wegen der heftigen Regenfälle überflutet würden. Bereits gestern Morgen Ortszeit schwappte das Meer bedrohlich an die Strandhäuser von Galveston.
Das Zentrum des Hurrikans wird am Samstagmorgen unserer Zeit an der Küste erwartet.