Karat: Vom Ikea-Manager zum Rockstar

Interview: Seit drei Jahren ist Claudius Dreilich die Stimme von Karat. Sein Vater landete mit der Band vor 30 Jahren den Hit „Über sieben Brücken...“.

Düsseldorf. Die WZ sprach mit Claudius Dreilich über seinen Vater, Bands aus dem Osten wie Tokio Hotel und Silbermond sowie über den großen Hit "Über sieben Brücken musst du geh'n".

Herr Dreilich, mit "Über sieben Brücken musst du geh’n" hatte nicht nur Karat sondern auch Peter Maffay seinen bekanntesten Hit. Wie kam es zu dem Song?

Dreilich: Das war ein Auftragswerk für einen gleichnamigen Liebesfilm. Dass das einmal der bekannteste Hit von uns wird, hat alle sehr überrascht.

Wie wurde Peter Maffay auf den Song aufmerksam?

Dreilich: Peter war mit dem Auto bei Wiesbaden unterwegs und hat das Lied im Radio gehört. Zufällig hat er auf einem Plakat gesehen, dass mein Vater mit der Band am Abend dort auftritt. Er kam direkt zum Konzert und fragte, ob er die Nummer übernehmen darf. Dass er damit so einen Erfolg hatte, war kein Problem. Karat war damals sehr gefragt und belegte mit dem aktuellen Album Platz eins der Charts. Die Band durfte allerdings nicht im Westfernsehen auftreten und so kam es, dass Peter unseren Song in der ZDF-Hitparade präsentierte. Bis heute sind wir gute Freunde.

Sie gehören zu den wenigen Ostbands, die auch im Westen bekannt waren. Heute feiern Bands aus dem Osten wie Tokio Hotel oder Silbermond ganz selbstverständlich Erfolge. Hatten Sie mal Kontakt zu denen?

Dreilich: Tokio Hotel waren bei einem Stadtfest mal unsere Vorband. Damals waren sie noch sehr jung und unbekannt. Dass sie den Durchbruch geschafft haben, freut uns sehr. Das ist eine Band, die genau weiß, was sie will, und die trotzdem auf dem Boden bleibt.

Mögen Sie auch die Musik von Tokio Hotel?

Dreilich: Das ist nicht so ganz mein Fall, obwohl mir die Art, wie sie Musik machen, imponiert. Was die jungen Bands angeht, gefällt mir Silbermond besser. Wir leben ja wie sie in Berlin und haben einen guten Kontakt zur Band. Ich war auch bei Konzerten.

Wie sieht es bei Ihren Konzerten mit der Jugend aus?

Dreilich: Natürlich ist der Altersschnitt bei uns höher als bei Tokio Hotel oder Silbermond. Aber die Spanne reicht bei unseren Konzerten von 16Jahren bis ins Rentenalter. Viele haben durch ihre Eltern und Großeltern einen Zugang zu unserer Musik gefunden.

Sie sind als Sohn des Frontmanns Herbert Dreilich früh mit Karat in Berührung gekommen. Wie schwer war es, seine Rolle zu übernehmen?

Dreilich: Das war vor drei Jahren nach seinem Tod eine große Herausforderung. Ich kam ja gar nicht aus dem Musikbereich und war bei Ikea Verkaufschef. Trotzdem stand mir die Band sehr nahe. Es gab bei mir keinen Urlaub, der nicht für die Band drauf gegangen ist. Es kostete trotzdem viel Arbeit, die Songs akzeptabel rüberzubringen, aber ich glaube, dass mir das mittlerweile ganz gut gelingt.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie die "Sieben Brücken" beim Konzert singen?

Dreilich: Der Titel hat für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen. Es ist der Song, bei dem ich mich meinem Vater am nächsten fühle. Es ist unsere persönliche Brücke geworden. Meistens halten wir bei dieser Nummer im Konzert kurz inne.