„Ich bin nicht exhibitionistisch“
Sonya Kraus (37) über ihre neue Show, Geschmacksgrenzen und ihre Zukunft als berufstätige Mutter.
Frau Kraus, kann es sein, dass Sie gerne provozieren? Ihre neue Gameshow "Solitary", in der Kandidaten tagelang in enge Kapseln eingesperrt werden, sorgte schon im Vorfeld für Empörung.
Kraus (lacht): Da muss ich tatsächlich lachen, da wird mehr vermutet als dahinter steckt. Unsere Kapseln haben etwas von der Abgeschiedenheit eines Klosterlebens. Die Provokation liegt darin, dass die Kandidaten mit sich allein sind und gegen sich selbst kämpfen.
Finden Sie es wirklich so harmlos, wenn die Teilnehmer ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt in Einzelhaft sitzen und bei den Aufgaben unter anderem mit Schlafentzug traktiert werden?
Kraus: Diese Argumentation ist doch lächerlich, Vergleiche mit Psychoterror oder Folter lasse ich nicht zu. Bei uns kann jeder sofort seine Kapsel verlassen. Es geht in der Show weder um Ekelfernsehen noch um Menschenrechtsverletzungen, sondern darum, die Mechanismen des menschlichen Geistes aufzudecken. Was passiert zum Beispiel, wenn man müde ist?
Die Teilnehmer der Show bleiben maximal zehn Tage in den Kapseln und werden schon mal mit lauter David-Hasselhoff-Musik aus dem Schlaf gerissen. Wie lange würden Sie das denn aushalten?
Kraus: Ich kann ja wirklich überall schlafen. Ich kann mich in einem Produktionsbüro unter den Tisch legen und wunderbar Nickerchen halten. Prinzipiell wäre es aber nichts für mich, dass mir die Leute in so einer Show bei meiner Selbsterfahrung zuschauen. Ich bin, das wird Sie vielleicht überraschen, nicht exhibitionistisch veranlagt, ich bin sehr bedeckt, was mein Privatleben betrifft. Wenn schon Selbsterfahrung, dann fände ich 14 Tage auf einer einsamen Insel reizvoller. Ich würde mir das Buch "Bildung" mitnehmen - da wühle ich mich seit Jahren durch, habe aber das meiste leider schon wieder vergessen.
Jetzt sagen Sie bloß noch, dass Sie sich im Fernsehen eigentlich lieber gepflegte Problemfilme als Shows anschauen...
Kraus: Ich bin ein sehr breit gefächerter TV-Konsument. Nach einem Arbeitstag in der rosaroten Unterhaltungswelt schaue ich sehr gerne Magazine wie "Panorama", aber ich genieße auch platte Unterhaltung. "Big Brother" allerdings finde ich langweilig. Entspannen kann ich bei niedlichen Zoosendungen, am liebsten mit vielen kleinen Elefantenbabys. Das ist doch das Tolle am Fernsehen, dass es Begleiter, Hintergrundmusik und Freund gegen die Einsamkeit ist. Man sollte das Medium vielleicht nicht zu kritisch hinterfragen, immerhin hat der mündige Zuschauer ja so etwas wie eine Fernbedienung in der Hand und findet bestimmt etwas, das seinem Anspruch gerecht wird - wenn er den denn hat.
Bei Ihrem Haussender ProSieben sind Sie als Moderatorin im Dauereinsatz. Wollen Sie nach der Geburt Ihres ersten Kindes beruflich jetzt kürzertreten?
Kraus: Ich will nur den gesetzlichen Mutterschutz nehmen. Keine Extrawurst für mich! Aber ich habe ja auch das Glück, dass ich meinen Job als Geschenk empfinde und wahnsinnig gerne zur Arbeit gehe. Nach einer Woche Stillsitzen fällt mir die Decke auf den Kopf, deshalb glaube ich, dass Mami am glücklichsten ist, wenn sie weiter ihre Abstecher in die verrückte Fernsehwelt machen darf und dann wieder nach Hause kommt.