„Ich finde Muckis nicht so wichtig“
Interview: Serienstar Henning Baum spricht über seinen Dauerjob als Parade-Macho.
Herr Baum, lassen Sie uns über Männer reden: In der erfolgreichen Serie "Der letzte Bulle" und in Ihrem neuen Film "Küsse, Schüsse, Rindsrouladen", der heute im Fernsehen läuft, spielen Sie so richtig gestandene Kerle mit Macho-Charme. Wann ist ein Mann ein Mann?
Henning Baum: Als typisch männliche Charaktereigenschaft gilt ja wohl Entscheidungsstärke, aber die können natürlich auch Frauen haben. Ich persönlich jedenfalls schätze Entschlossenheit im Handeln.
Und welche Rolle spielt die reine Körperkraft?
Baum: Wenn es darum geht, was einen richtigen Kerl ausmacht, finde ich Muckis nicht so wichtig. Ich kenne Menschen, die sogar eine eher schwächliche Statur haben, aber trotzdem eine ungeheure Willens- und Schaffenskraft besitzen. Muskeln sind nicht das Entscheidende.
Das sagen gerade Sie als ausgesprochen athletischer Typ? Sie verbringen bestimmt viel Zeit im Fitnessstudio...
Baum: Nein, gar keine. Natürlich hat das was mit Training zu tun, ich habe mir im Lauf der Zeit eine bestimmte Gymnastik zusammengesucht, die ich überall machen kann. Ich bin ja viel unterwegs. Das sind alte Übungen, wie sie auch Boxer oder Ringer kennen, gar nichts Geheimnisvolles - man muss die Übungen halt nur machen.
Als Star der Erfolgsserie "Der letzte Bulle" sind Sie derzeit sehr gefragt. Bekommen Sie jetzt auch mehr Rollenangebote?
Baum: Ja, aber jetzt drehen wir erst mal die zweite Staffel mit 13 Folgen von "Der letzte Bulle". Auf jeden Fall scheint dieser bestimmte Typ, den ich verkörpere, plötzlich wieder verstärkt Anklang zu finden, es werden jetzt offenbar weitere Stoffe in dieser Richtung entwickelt. Dieses Männerbild war ein bisschen in Vergessenheit geraten, nun besinnt man sich wieder darauf.
Warum gerade jetzt?
Baum: Ich kann gar nicht beantworten, woran das liegt und warum es solche Typen nicht eher gab. Aber über diese ganze Männerthematik wird ja zurzeit sehr viel geschrieben, und teilweise wird die Diskussion etwas hysterisch geführt, finde ich. Jungs und Mädchen sind eben verschieden.
Mögen Sie Ihre Rolle als "richtiger Kerl" - oder wie würden Sie den Rollentyp beschreiben?
Baum: Diese Figuren liegen mir, ich verkörpere sie ja auch. Aber wie soll ich sie beschreiben? Ich kann schlecht über mich und über meine Figuren reden, ich mache das lieber an den Situationen fest, in die ein Drehbuchschreiber den Charakter bringt. Dann kann man sehen, wie entscheidungsstark ein Typ ist. Wie geht er mit Krisen um, mit Stress? Nehmen wir die Gaunerkomödie "Küsse, Schüsse, Rindsrouladen": Als Chester gerate ich von einem Dilemma ins nächste, aber der Kerl gibt einfach nicht auf, klammert sich an jeden Grashalm, der biegt sich das Universum immer wieder zurecht, egal was passiert.
Viele Schauspieler haben Angst, auf einen bestimmten Typ festgelegt zu werden. Sie nicht?
Baum: Diese Angst kapiere ich nicht. Wovor fürchten sich diese Leute? Sie sollen sich freuen, wenn es so richtig gut läuft. Ich habe überhaupt keine Angst vor irgendwelchen Schubladen, ich passe nämlich in keine. Und wenn ich in eine reinkomme, mache ich sie eben wieder auf und springe raus. Ich habe in der Serie "Mit Herz und Handschellen" einen schwulen Kommissar jahrelang gespielt, das hat überhaupt nicht geschadet. Ich spiele alle möglichen Typen. Ich hoffe natürlich, dass mir immer die Spiellaune erhalten bleibt, dass ich nie von meinem Job gelangweilt und müde bin - aber das ist wirklich das Einzige, was man als Sorge bezeichnen könnte.