Der Achterbahn-Sommer

Erst zu kalt, dann zu heiß, im August doppelt so viel Regen wie üblich – und gestern fiel sogar schon der erste Schnee im Schwarzwald.

Offenbach. Man mag es bei einem Blick aus dem Fenster kaum glauben, aber dieser Sommer war zu warm. Mit einer Durchschnittstemperatur von 17,8Grad lagen die Sommermonate Juni bis August insgesamt um 1,5 Grad über dem vieljährigen Klimawert. Damit gehörte der Sommer zugleich zu den zehn wärmsten seit 1881, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) bilanziert. Selbst der August war unterm Strich leicht zu warm, obwohl auf der Zugspitze und auf dem Feldberg im Schwarzwald gestern bereits Schnee fiel.

Von "nahezu monsunartigen Wassermassen" spricht der DWD in seinem August-Rückblick. "Wir haben mehr als doppelt so viel Regen gemessen wie im langjährigen Mittel", sagt Sprecher Uwe Kirsche. Rund 157 Liter Niederschlag pro Quadratmeter sind im Durchschnitt in diesem Monat gefallen; der Mittelwert liegt bei 77 Litern. Bisheriger Spitzenwert: 134 Liter pro Quadratmetern im August 1960.

Der Regen ist das eine, die Temperatur das andere. Dabei ist der Vergleich zu einer Achterbahnfahrt durchaus angebracht: Die Schafskälte führte Mitte Juni teilweise zu Bodenfrost. Die niedrigste Temperatur wurde mit minus 1,9Grad in Klettwitz in der Lausitz am 16.Juni gemessen. Kälterekorde wurden dem Wetterdienst Meteomedia zufolge auch gestern registriert: vor allem auf dem Brocken im Harz (1141 Meter) mit 0,9 Grad und auf der Wasserkuppe (950 Meter) in Hessen mit 1,8 Grad.

Mit einer gewaltigen Hitzewelle hatte dagegen der Juli begonnen. Die Rekordtemperatur wurde am 10. Juli mit 38,8 Grad in Bendorf bei Koblenz erreicht. In Düsseldorf wurden in der Folge in diesem Jahr mehr als 100Bodenbrände gezählt.

Nach dem Jahrhundertsommer 2003 schafft es der Sommer 2010 unter den Top 10 voraussichtlich auf Platz 9. Das entscheide sich aber endgültig erst in den letzten paar Stunden des Monats, sagt Wetterexperte Gerhard Lux. Da fast alle der zehn wärmsten Sommer in den vergangenen 20 Jahren gemessen worden seien, deute dies durchaus auf den Klimawandel hin.