Idilio Freire : Per Rad vom Nord- zum Südpol
In 15 Monaten will der Portugiese Idilio Freire 35 000 Kilometer zurücklegen und 15 Länder passieren.
Lissabon. Der Mann kennt keine Grenzen: Mit einem kleinen Zelt, einem Kochtopf und ein paar Kleidungsstücken im Gepäck fährt Idilio Freire vom Nord- zum Südpol - und zwar mit dem Rad. Bereits seit drei Monaten ist der 44-Jährige unterwegs. Grizzlybären kreuzten seinen Weg, er entkam Waldbränden, musste sich vor Hagelschauern schützen und hatte Muskelkater. Doch aufgegeben hat er nicht. Kein Wunder. "Die Neugier ist mein Motor, und auch das Adrenalin treibt mich an", beschrieb der Vollbartträger vor dem Start seine Motivation.
In insgesamt 15 Monaten will Freire 35 000 Kilometer zurückgelegt haben, bis Ende Oktober 2011 möchte er sein Ziel erreichen. Gestartet ist Freire jenseits des Polarkreises in Inuvik, einer 3500-Einwohner-Gemeinde in den Nordwest-Territorien Kanadas. Nach mehr als 8000 Kilometern erreichte er vor kurzem Tijuana im Nordwesten Mexikos.
In Kalifornien hätten ihn zuletzt die Truckfahrer ins Schwitzen gebracht, im Yellowstone-Park ein Bison. Der Büffel habe ihn "unfreundlich angestarrt", da sei er schnellstens weitergeradelt, erzählt Freire. Ein Foto habe er nur aus weiter Ferne knipsen können. Er habe zwar ein Spray im Gepäck, das Bären vertreibt, Bisons aber schlägt es nicht in die Flucht.
Sportliche Ambitionen wie etwa einen Start bei der Tour de France hat der Mann aus dem verschlafenen Städtchen Pombal in Zentralportugal nicht. Mit seinem ungewöhnlichen Vorhaben will er auch nicht ins Guinness-Buch der Rekorde. Seine Prioritäten erklärt der freundliche Mann so: "Wichtig ist für mich, ein Leben zu führen, das so komplett und vielseitig sein soll, wie nur irgendwie möglich." Er wolle sein Leben nicht darauf beschränken Bilder von der Welt im Fernsehen zu sehen. "Ich will teilnehmen."
Den inneren Schweinehund überwindet Freire, der bisher nur einen Platten hatte, mit Poesie. In seiner "Ode an die Straße" erzählt er, wie die Pinienbäume "in aller Stille flirten". Sogar zu "Heiratsanträgen" an die "üppige Natur" lässt sich der ledige Portugiese hinreißen.
Bei seinem Abenteuer will Freire insgesamt 15 Länder entlang der legendären Panamericana-Straße passieren. Bisher hat er im Schnitt knapp 100 Kilometer pro Tag geschafft. Es gibt aber auch Ruhetage - was nicht heißt, dass er die Füße hochlegt. "Ich bin auch Tourist und will viel Neues kennenlernen."
Allzu viel Zeit kann er sich dafür allerdings nicht nehmen. In gut zwölf Monaten muss Freire wieder am Schreibtisch sitzen. Nach 18Jahren im Unternehmen hat ihm seine Firma ein Sabbatjahr gewährt. "Außerdem hatte ich noch drei Monate Urlaub."
Vorbereitet hat Freire die Reise um die halbe Welt nur drei Wochen. Er habe seine Route festgelegt und sich um Impfungen gekümmert. "Trainiert habe ich nicht."