Männer - Das schwache Geschlecht
Viele Männer treiben Raubbau an ihrer Gesundheit. Die medizinische Vorsorge geht an ihren Bedürfnissen vorbei.
Berlin. Vorsorge und medizinische Angebote gehen in Deutschland an den Bedürfnissen von Männern vorbei. Das ist das Ergebnis des Ersten Deutschen Berichts zur Männergesundheit, den die Stiftung Männergesundheit und die Gesellschaft für Mann und Gesundheit gestern in Berlin vorstellten.
Die Daten der Studie, die Männer als "das vernachlässigte Geschlecht" beschreiben, sprechen für sich: Bei Herzinfarkten, Lungenkrebs und Alkoholmissbrauch, aber auch Diabetes, Gicht und Fettleibigkeit liegen die Männer deutlich vorn. Männerspezifische Probleme fänden gesellschaftlich bislang kaum Beachtung, betonte Mitautor Matthias Stiehler.
So stehen vor allem Männer mittleren Alters nach der Familiengründung immer stärker vor dem Problem: Sie wollen sowohl "neuer Vater" als auch in ihrer Rolle als Ernährer erfolgreich sein. Ein Spagat, der sich in starker Arbeitsbelastung mit Überstunden, hohem Druck und Gewissensbissen ausdrückt. "Männer sind darauf ausgerichtet zu funktionieren, Erwartungen - auch ihre eigenen an sich - zu erfüllen", sagte Stiehler. Übergewicht durch Stress-Essen, Herz-Kreislauf-Leiden, starkes Rauchen und manchmal auch der Ausweichgriff zum Alkohol sind typische Folgen.
Seelische Schmerzen seien nach wie vor für viele Männer ein Tabu. In einer Umfrage der Techniker-Krankenkasse gaben jüngst 44 Prozent der Männer an, Probleme lieber mit sich selbst auszumachen. "Psychische Störungen sind bei Männern häufig unerkannt und unbehandelt", sagte Mitautorin Anne Maria Möller-Leimkühler.
Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sieht Handlungsbedarf und kündigte einen staatlichen Bericht an. "Männer haben heute eine fünf Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen. Aber viereinhalb Jahre davon sind durch Lebensstile bestimmt. Wir können Bedingungen schaffen, die Männern helfen, gesünder zu leben", sagte Schröder.
Die Deutsche Krankenversicherung (DKV), die die Pilotstudie mit Zahlen untermauerte, will ihre Gesundheitsvorsorge für Männer ausbauen. "Online-Angebote sind der richtige Weg - so können anonymer Rat mit Infos zum gesünderen Leben verknüpft werden", sagte Doris Bardehle, Herausgeberin des Männerberichts. Red