Illegale Zigaretten verursachen Milliardenschäden

IBerlin (dpa) - Raucher in Deutschland greifen zunehmend zu illegalen Billigzigaretten aus dem Ausland - damit verursachen sie einen Milliardenschaden. Im vergangenen Jahr war mehr als jeder fünfte Glimmstängel unversteuert.

In Berlin war es gar jede zweite Zigarette, berichtete der Deutsche Zigarettenverband (DZV) in Berlin. Das habe auch mit steigenden Packungspreisen zu tun.

Dass es einen zunehmenden Trend zu unversteuerten Zigaretten gibt, zeigt sich auch immer wieder durch Funde der Berliner Polizei. So stellten Beamte am Dienstag bei Kontrollen insgesamt mehr als eine Million unverzollter Zigaretten sicher. Eine Garage im Stadtteil Lichtenrade war bis unters Dach mit illegalen Zigaretten gefüllt. Zwei Verdächtige im Alter von 43 und 46 Jahren wurden festgenommen. Am Dienstagabend entdeckten Beamte außerdem in Blankenburg rund 58 000 Zigaretten im Kofferraum eines Autos.

Der Handel mit geschmuggelten und gefälschten Zigaretten habe 2011 einen Schaden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro für Staat und Wirtschaft verursacht, sagte DZV-Geschäftsführerin Marianne Tritz. Den Großteil musste der Bund verkraften: Ihm entfielen 4,2 Milliarden Euro an Steuereinnahmen.

Nach Hochrechnungen des Marktforschungsinstitut Ipsos im Auftrag des DZV konsumierten Raucher 23,5 Milliarden Zigaretten, ohne dafür Steuern zu zahlen. Das sind 1,5 Milliarden Stück mehr als 2010. Vor allem aus den Ost-EU-Staaten kämen immer mehr Kippen illegal nach Deutschland, sagte Tritz. „Wir vermuten, dass der massiv verbesserte Schutz der EU-Außengrenzen dazu führt, dass sich Zigarettenschmuggler auf den illegalen Transfer innerhalb der EU fokussieren.“ 2011 waren es 19,9 Milliarden Stück und damit 2,3 Milliarden mehr.

Bemerkbar machte sich der EU-Binnenschmuggel hierzulande besonders in den östlichen Bundesländern. Im Schnitt war hier fast jeder zweite Glimmstängel (47,6 Prozent) unversteuert - im ersten Jahr der Erhebung 2005 waren es noch 30,6 Prozent. Im Westen wiesen im vergangenen Jahr indes nur 14,5 Prozent der Packungen keine Steuerbanderole auf. Dabei stand Bayern mit mehr als einem Viertel (27,4 Prozent) an illegalen Kippen im Freistaat an erster Stelle.

Dass immer mehr unversteuerte - und damit erheblich günstigere - Zigaretten geraucht würden, habe auch mit den steigenden Preisen zu tun, sagte Tritz. Erst zum Jahreswechsel verteuerten sich die Packungspreise um bis zu zehn Cent. Die Wirkung blieb nicht aus: In den vergangenen zehn Jahren ging der Verkauf versteuerter Kippen von 145 Milliarden auf 83 Milliarden Stück pro Jahr zurück.

Eine der zentralen DZV-Forderungen ist die bessere Zusammenarbeit zwischen Zoll, Europol, Bundespolizei, Landeskriminalämtern und örtlicher Polizei. Auch müssten Informationen enger mit der Industrie ausgetauscht werden, um etwa illegale Fabriken zu bekämpfen. Letztlich sollten auch Straßenverkäufer konsequenter verfolgt werden, betonte Tritz.