Im Jemen entführte Mädchen frei – aber wo sind die Eltern?
Die Familie wurde vor einem Jahr verschleppt. Von Vater, Mutter und Sohn fehlt noch immer jede Spur.
Riad. Knapp ein Jahr nach ihrer Entführung im Jemen sind zwei kleine deutsche Mädchen überraschend freigekommen. Von ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder fehlt aber jede Spur.
Eine Spezialeinheit aus Saudi-Arabien rettete die Mädchen, die mit ihrer Familie im Juni 2009 verschleppt worden waren. Wo Lydia (6) und Anna (4) Hentschel festgehalten worden waren, ist unklar. Jetzt gehe es ihnen relativ gut, sagte am Dienstag der Sprecher des Innenministeriums in der saudischen Hauptstadt Riad.
Die Schwestern wurden in eine Militärklinik im Süden des Landes gebracht. Über das Schicksal der übrigen Geiseln gebe es keine Gewissheit, sagte Außenminister Guido Westerwelle.
"Ihre Lage erfüllt uns mit großer Sorge", erklärte Westerwelle in Berlin. Die Bundesregierung werde alles tun, um so schnell wie möglich Klarheit zu gewinnen.
Nach Einschätzung von Angehörigen ist das jüngste Kind der aus dem sächsischen Meschwitz bei Bautzen stammenden Familie tot. "Wir müssen davon ausgehen, dass Simon nicht mehr lebt", sagte Reinhard Pötschke, Schwager des entführten Vaters
Die fünfköpfige Familie war vor elf Monaten zusammen mit einem britischen Ingenieur, zwei deutschen Frauen und einer Südkoreanerin in der nordjeminitischen Provinz Saada entführt worden. Die Ausländer arbeiteten dort in einem Krankenhaus.
Al-Turki betonte, das saudische Sondereinsatzkommando habe die Mädchen nicht selbst aus dem Jemen geholt, sondern im Grenzgebiet in Empfang genommen.
Jemens Regierung hatte den schiitischen Houthi-Rebellen die Schuld an der Entführung gegeben, die im Kontakt mit El Kaida stehen sollen. Deren Führung bestritt dies jedoch. Einige Beobachter vermuten, dass eine Bande mit Verbindungen zu staatlichen Sicherheitskräften hinter der Entführung steckt.