Warnanlage soll Tiere retten
Ein Lichtschrankensystemwarnt Autofahrer vor kreuzendem Wild. Die bislang einzige Anlage in NRW steht an der L484 im Kreis Kleve.
Kleve. Es ist der Albtraum jedes Auto- oder Motorradfahrers: Im Scheinwerferlicht, mitten auf einer dunklen Landstraße, steht plötzlich ein Reh oder Wildschwein. Hupen und kräftig in die Bremse steigen kommt in diesem Moment schon zu spät, ein Aufprall ist meist unvermeidlich. Die Folgen können fatal sein, schließlich wiegt eine ausgewachsenes Wildsau bis zu 120 Kilo. Bei einem Aufprall mit Tempo 50 prallt das Tier mit mehr als zwei Tonnen auf das Auto.
In Deutschland sterben jedes Jahr rund ein Dutzend Menschen bei Wildunfällen. Auch in NRW sind Verkehrsunglücke mit Wildtieren ein stetes Problem. Im vergangenen Jahr kam es landesweit zu 304 Zusammenstößen zwischen Fahrzeugen und Waldtieren.
Mehr als 200 Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt. Landesweit nicht erfasst sind die Vorfälle mit reinem Sachschaden. Für die Tiere enden die Unfälle fast immer tödlich: Tausende Rehe und Wildschweine verendeten so 2009.
Im Kreis Kleve läuft deshalb seit mehr als zwei Jahren ein Projekt zur Verringerung von Wildunfällen. Eine elektronische Wildwarnanlage soll Verkehrsteilnehmer an der L484 im Reichswald Kleve rechtzeitig warnen, bevor ein tierischer Waldbewohner über die Straße läuft.
So funktioniert die Anlage: Sender und Empfänger von Lichtschranken sind über eine 1,4Kilometer lange Strecke auf beiden Seiten der Straße im Abstand von jeweils 180 Metern in Kästen eingebaut. Sie sind von der Abend- bis zur Morgendämmerung aktiv - dann, wenn das Wild am häufigsten auf Futtersuche ist. Passiert ein Tier diese Schranken, blinken die Warnschilder auf der Straße auf. Für die Autofahrer heißt das: runter vom Gas, maximal Tempo 50.
Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW und das Regionalforstamt Niederrhein, die für die Anlage verantwortlich sind, sprechen von einem großen Erfolg: "Die Anlage arbeitet sehr zuverlässig. Seit der Installation hat es so gut wie keine Wildunfälle mehr gegeben. Früher war die Strecke ein Unfall-Schwerpunkt", sagt Ingrid Hucht-Ciorga vom Landesbetrieb.
Die Anlage hat etwa 80.000 Euro gekostet, finanziert wurde sie durch das Konjunkturpaket II. In Deutschland gibt es bislang nur wenige Anlagen dieser Art, in NRW ist sie einmalig. Noch in diesem und im kommenden Jahr sollen im Kreis Kleve zwei weitere Wild-Warnanlagen in Betrieb genommen werden.
Sämtliche Autobahnen, Bundesstraßen und Landstraßen in NRW flächendeckend mit solchen Anlagen auszustatten, sei derzeit nicht geplant, so Hucht-Ciorga: "Wir arbeiten auch an anderen Möglichkeiten, die Zahl der Wildunfälle zu verringern."
So gibt es mehrere sogenannte Grünbrücken in NRW, eine davon über der A52 bei Elmpt. Rehe, Hirsche und Co. können über die mit Pflanzen bewachsenen Brücken stark befahrene Straßen überqueren. Durch Leitzäune werden die Tiere auf die Brücke gelenkt.
Sichtschutzwände verhindern, dass sie vom Scheinwerferlicht der Fahrzeuge geblendet werden. Eine Brücke kostet etwa drei Millionen Euro, finanziert wird sie ebenfalls durch das Konjunkturpaket. Vier weitere Überquerungen sollen in nächster Zeit gebaut werden.