Ingolstadt: Konsequenzen aus der Geiselnahme im Rathaus

Politik und Polizei diskutieren über strengere Sicherheitsvorkehrungen und Gesetze.

Ingolstadt. Nach der Geiselnahme in Ingolstadt ist eine Debatte um schärfere Stalking-Gesetze entbrannt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, es sei zwar richtig, bei dem Thema über schärfere Strafen nachzudenken. Entscheidend sei aber, dass die Gerichte zu einer richtigen Einschätzung des Täters kämen: „Wenn die Gefahr eines solchen Täters nicht richtig erkannt wird, dann nützt der entsprechende höhere Strafrahmen als solches auch noch nichts“, sagte Herrmann.

Die Vorsitzende der Deutschen Stalking-Opferhilfe, Erika Schindecker, kritisierte in der „Süddeutschen Zeitung“, der Stalking-Paragraf greife nicht richtig. „Die Hürden sind zu hoch. Erst muss etwas Schlimmes passieren, bis ermittelt wird.“ Schärfere Gesetze könnten manchen Stalker davon abhalten, massiv gegen das Opfer vorzugehen, sagte Schindecker.

Im Ingolstädter Rathaus hatte am Montag ein Stalker drei Menschen stundenlang als Geiseln festgehalten. Am Abend beendete ein Spezialeinsatzkommando die Tat. Die Geiseln konnten unverletzt befreit werden. Der Mann wurde angeschossen und wird im Krankenhaus behandelt.

Dennoch warnt Herrmann vor überzogenen Reaktionen: „Eine Ganzkörperkontrolle jedes Besuchers eines Rathauses, wie wir es an einem Flughafen kennen, das würde letztendlich zu einer derartigen Distanz zur Bevölkerung führen. „Das würde den Gedanken einer bürgernahen Verwaltung kaputtmachen.“ Polizei-Gewerkschafter und der Bayerische Städtetag sprachen sich ebenfalls gegen verschärfte Sicherheitsmaßnahmen in Rathäusern aus. dpa