Psychologe Karl-Günther Theobald: „Stalker versuchen, ihre Opfer sozial zu isolieren“

Psychologe Karl-Günther Theobald rät Betroffenen, E-Mails und Anrufe zu dokumentieren.

Düsseldorf. Die Geiselnahme von Ingolstadt hat gezeigt, dass Stalking nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Karl-Günther Theobald, Psychologe beim Weißen Ring, plädiert dafür, Opfer Ernst zu nehmen, „bevor es zu einer Eskalation kommt“. Betroffene, die von ständigen Telefonanrufen und Verfolgungen berichten, würden gerade zu Beginn oft belächelt.

Rund 1600 Stalkingopfer melden sich jährlich beim Weißen Ring. Laut Kriminalstatistik gab es 2012 deutschlandweit 25 000 Anzeigen. Karl-Günther Theobald rät denen, die sich durch Stalker belästigt fühlen, folgende vier Leitlinien zu beachten:

Auch wenn es auf der Hand liegt: Dem Täter klar sagen, dass man keinen Kontakt will. Danach alle Anrufe und Nachrichten dieser Person ignorieren.

E-Mails, Briefe, Anrufe dokumentieren. Einen Nachbarn einweihen, der bestätigt, wenn der Stalker wieder vor der Tür steht. In einem „Stalking-Tagebuch“ jeden Kontaktversuch festhalten.

Freunde und Arbeitskollegen einweihen. „Stalker versuchen, ihre Opfer sozial zu isolieren“, sagt der Psychologe. 50 Prozent der Opfer hatten zuvor eine Beziehung mit dem Täter — und oft einen gemeinsamen Freundeskreis.

Zur Polizei gehen, am besten mit Beweisen wie dem „Stalking-Tagebuch“. Mitarbeiter des Weißen Rings begleiten Opfer. Kontakt: Tel. 116 006.