Islamische Gemeinde nimmt Abschied von Dano
Vor der Moschee beteten mehrere hundert Gläubige für den getöteten fünfjährigen Jungen.
Herford (dpa). Die Trauerfeier vor der Moschee der Islamischen Gemeinde in Herford ist vorbei, noch ist Zeit bis zur Beerdigung auf dem Friedhof am Nachmittag. Danos Vater steht auf dem Bürgersteig vor der Wohnung der Familie. Er schlägt die Hände vors Gesicht. Zu seinen Füßen Hunderte Kerzen, eingefasst mit rotem Plastik, damit der Wind sie nicht ausbläst. Dazwischen liegen Kuscheltiere und Briefe an Dano.
Der Vater des vor drei Wochen getöteten Jungen betet, wirkt äußerlich gefasst. In Jeans und mit blauem Pulli steht er in inmitten von Freunden, Nachbarn und Passanten. Still trauert die Gruppe. Auch bei dem Totengebet am Morgen vor der Moschee der Islamischen Gemeinde an einer Ausfallstraße am Rande Herfords geht es ruhig zu. Rund 300 Mitglieder der Gemeinde und angereiste Familienangehörige sprechen vor dem kleinen, weißen Sarg das Totengebet. In der ersten Reihe stehen die Männer, mit etwas Abstand dahinter die Frauen und Kinder. Auch hier kein lautes Klagen. Tränen und gerötete Augen aber bezeugen die Trauer nach einer quälenden Zeit der Ungewissheit.
Der fünfjährige Dano war vor über drei Wochen verschwunden. Erst in der vergangenen Woche hatte die Polizei den Körper des getöteten Jungen 150 Meter entfernt vom Ufer des Flusses Werre gefunden. Alle Suchaktionen waren bis dahin erfolglos geblieben. Dann aber die schreckliche Gewissheit und die Festnahme des geständigen, 43 Jahre alten mutmaßlichen Täters. Dano wurde erdrosselt nach einem Streit, um eine Ohrfeige zu vertuschen, hat der Mann bei der Polizei ausgesagt.
Vor der Moschee ist die Islamische Gemeinde fast unter sich. Angehörige der Familie, die aus dem Kosovo stammt, sind aus Belgien angereist. Für die Stadt greift Bürgermeister Bruno Wollbrink zum Mikrofon und spricht den trauernden Eltern sein Mitgefühl aus. Er spricht von einer menschlichen Tragödie, wie auch der Vorbeter Hüyeyin Mermer. Das sei unabhängig von der Religionszugehörigkeit, sagt Mermer. „Im Islam ist das Töten eines Menschen gleichbedeutend mit dem Töten der ganzen Menschheit“, klagt er in seiner Rede an. „Der Täter wird in diesem Leben und im Jenseits seine gerechte Strafe bekommen.“
„Das ist ein Schicksalsschlag, der die Stadt Herford getroffen hat“, sagte Wollbrink. Die Herforder hatten am Sonntag mit einer Gedenkminute an das getötete Kind erinnert. Die Münsterkirche war als Ort der Trauer geöffnet. „Die Menschen in Herford haben mitgelitten“, erzählt die Kassiererin an der Tankstelle neben der Moschee. „Die Leute haben Hinweise ausgetauscht und es gab nur ein Gesprächsthema“, sagt die Frau bei der Rückgabe des Wechselgeldes.
Danos Familie hat das gespürt. Vor dem Haus hängen Danksagungen und eine Einladung. Wer in der Zeit der Ungewissheit für Dano gebeten habe, sei eingeladen zur Beerdigung, steht auf den Zetteln.