Japan gedenkt der Opfer der Tsunami-Katastrophe
Tokio (dpa) - Mit bewegenden Worten des Kaisers und Gedenkminuten im ganzen Land hat Japan am Mittwoch der Opfer der Katastrophe von 2011 mit Erdbeben, Tsunami und Atomunfall in Fukushima gedacht.
„Viele Menschen, sowohl in den betroffenen Regionen wie auch den Orten, wo sie hin evakuiert sind, leben bis zum heutigen Tag weiter unter schwierigen Bedingungen“, sagte Kaiser Akihito. „Ich bin insbesondere über die Gesundheit der Älteren besorgt, die von Jahr zu Jahr älter werden“, sagte der im Volk hoch verehrte Monarch.
Viele Menschen beklagen, dass der Wiederaufbau der Region nur schleppend vorankomme. Regierungschef Shinzo Abe betonte indes die erzielten Fortschritte, gelobte aber zugleich, den Wiederaufbauprozess zu beschleunigen.
Um 14.46 Uhr Ortszeit - der Zeitpunkt, an dem am 11. März 2011 ein schweres Erdbeben den Nordosten Japans heimsuchte - legten die Menschen in den Katastrophengebieten, aber auch Firmenbelegschaften und Schulklassen in Tokio und anderen Orten Schweigeminuten ein. Die U-Bahnen in Tokio stoppten die Züge für eine Minute. Flaggen an öffentlichen Gebäuden wehten auf halbmast.
Seit dem frühen Morgen beteten Bewohner in den von der mörderischen Flutwelle heimgesuchten Region im Nordosten des Landes für die fast 19 000 Todesopfer.
Im Atomkraftwerk Fukushima war es in Folge des Bebens und Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Noch immer gebe es verstrahlte Sperrgebiete, sagte Kaiser Akihito bei einer zentralen Gedenkveranstaltung in Tokio. „Mein Herz schmerzt beim Gedanken daran, dass so viele Menschen noch nicht wissen, wann sie in ihre Häuser zurückgehen können“, fügte er hinzu.
Die Lage in der Atomruine ist derweil weiter mit Risiken behaftet: „Im zurückliegenden Jahr gab es eine Reihe von Zwischenfällen und Problemen“, räumte der Vorsitzende der Atomaufsichtsbehörde, Shunichi Tanaka, ein. Dies verursache Ängste und Ärger unter den Bewohnern Fukushimas, sagte Tanaka vor Mitarbeitern. Er versicherte, alles zu tun, um weitere Probleme zu vermeiden.
Auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung in Japan für einen Atomausstieg ist, treibt die Regierung das Wiederanfahren der ersten nach Fukushima abgeschalteten Atomkraftwerke im Lande voran. Derweil müssen Zehntausende von Menschen noch immer in containerähnlichen Behelfsunterkünften hausen. Viele beklagen, dass der Wiederaufbau nur langsam vorankomme. Ein Grund ist der Mangel an Bauarbeitern. Zudem sind die Kosten für Baumaterialien deutlich gestiegen.
Hinzu kommt eine Debatte über den von der Regierung geplanten Bau riesiger Betonbollwerke entlang der Küste zum Schutz vor künftigen Tsunami. Gegner bezweifeln den Sinn solcher Betonmauern und werfen der Regierung vor, damit vor allem der im Wahlkampf wichtigen Bauwirtschaft lukrative Aufträge zukommen lassen zu wollen.
Regierungschef Abe erklärte indes, er wolle Japan zu einer Nation machen, die widerstandsfähig gegen Katastrophen sei. An diesem Samstag findet in Sendai, der größten Stadt in den Katastrophengebieten, die 3. Weltkonferenz der Vereinten Nationen (UN) zur Risikoreduzierung von Katastrophen statt.
„Naturkatastrophen wie Dürren, Fluten, Erdbeben und Stürmen verursachen jährlich bis zu 270 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Schäden und kosten viele Menschenleben“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Christoph Strässer. Der Klimawandel erhöhe das Risiko noch weiter. In Sendai werde man sich für eine „neue globale Strategie“ zur Risikominderung und Katastrophenvorsorge einsetzen.