Javier Solana: Europas Stimme

In seiner Dankesrede erwies sich der 64-Jährige aber auch als Mahner. Er warf der EU "lähmende Engstirnigkeit" vor, mit der sie auf tiefgreifende Veränderungen in der Welt reagiere.

Javier Solana gilt als sanftmütiger, freundlicher Mensch. Als Chefdiplomat der EU ist er seit 1999 auf der ganzen Welt unterwegs, reist zu den Krisenherden und versucht zu vermitteln. 14 zivile und militärische Einsätze hat es unter seiner Führung gegeben, mit denen er Kriege verhindert hat. Für diesen Friedensbeitrag hat der 64-jährige Spanier nun den Aachener Karlspreis erhalten. Er habe Europa eine Stimme und ein Gesicht gegeben, erklärte Laudator Jean-Claude Juncker, luxemburgischer Premier. Bundeskanzlerin Angela Merkel fügte hinzu, erst Solana habe die EU zu einem wichtigen außenpolitischen Akteur gemacht. In seiner Dankesrede erwies sich der 64-Jährige aber auch als Mahner. Er warf der EU "lähmende Engstirnigkeit" vor, mit der sie auf tiefgreifende Veränderungen in der Welt reagiere. "Wir können nur dann eine echte Außenpolitik entwickeln, wenn wir uns die hierfür erforderlichen Strukturen geben", nannte der Spanier eine Lösung des Problems und forderte damit klar eine EU-Verfassung ein. Davon hängt nicht zuletzt auch das Amt des EU-Außenministers ab. Doch um den Titel geht es Solana kaum - bei vielen Bürgern trägt er ihn schließlich längst. ber