Klinsis Kinder sind jetzt da!

Viele Standesämter und Kliniken melden für das erste Quartal 2007 mehr Babys. Die WM-Euphorie könnte der Grund sein.

Düsseldorf. Die Deutschen haben die Wende geschafft, sie bekommen wieder mehr Kinder. In vielen Städten ist die Geburtenrate im ersten Quartal des Jahres explodiert. Über die Gründe für den neuen Trend zum Kind streiten sich die Experten und machen sie an Personen fest: Fußballtrainer Jürgen Klinsmann mit dem Sommermärchen zur WM (Glücks-Babys) oder Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit ihrer Politik (Geld-Babys).

Für die These, dass pure Emotionen die Paarungsbereitschaft im Sommer 2006 gefördert hat, spricht eine junge Mutter, die in diesem Frühjahr in der Düsseldorfer Uni-Klinik entbunden hat: "Seit März haben wir versucht, schwanger zu werden. Geklappt hat es Ende Juni. Wir waren wie im Rausch."

Für Rolf Kliche von der Kasseler Geburtsklinik Dr. Koch ist es nicht besonders überraschend, dass ein dreiviertel Jahr nach dem sportlichen Großereignis vielerorts von einem Babyboom die Rede ist. "Die Einstellung des Körpers und die Rolle der Hormone werden oft unterschätzt. Wer eine positive Grundstimmung hat, wird auch einfacher schwanger", so der Klinikleiter.

Auch Heike und Markus Brede befiel nicht nur das Fußball-Fieber. "Freunde hatten einen Beamer in der Garage aufgebaut, dazu der Grill - und die WM-Stimmung war da", sagt der Mann aus dem hessischen Vellmar. Anfang März war dann noch etwas anderes da: ein kleines Mädchen, dessen Ursprünge in etwa auf das Eröffnungsspiel am 9. Juni zurückgehen. "Da haben wir wohl von dem Jubel etwas mit nach Hause genommen", sagt Heike.

Barbara Freischütz, die in Köln die Schwangerschaftskurse koordiniert, kann die Klinsi-These nur unterstützen: "In diesem Frühjahr haben mir die Frauen immer wieder erzählt, sie hätten ein Souvenir von der WM", sagt die Hebamme. Ein Babyboom neun Monate nach der großen Sause? "Hier in Köln ist das Phänomen ja bekannt. Das haben wir jedes Jahr - nach dem Karneval."

Rätselhaft ist jedoch, dass nicht ganz Deutschland wegen der Fußball-WM in einen Zeugungsrausch verfiel. So haben etwa in Baden-Württemberg oder Mecklenburg-Vorpommern die Paare während der WM offenbar anständig auf dem Sofa gesessen, denn dort kamen nicht mehr Babys zur Welt. Auch in Krefeld, Wuppertal oder Solingen sind während des Sommermärchens nicht mehr Kinder gezeugt worden als sonst im Sommer, in Neuss und Kempen waren es sogar ein paar weniger.

Wenn es nach der Expertise einiger Wissenschaftler geht, dann sind im vergangenen Sommer die Kinder allein mit Blick aufs Geld gezeugt worden. Eine ernüchternde Argumentation, die für wenig Menschenkenntnis spricht - und dazu noch völlig daneben liegt. Die finanziellen Zuschüsse für die Eltern sind erst im September 2006 von der Großen Koalition beschlossen worden, also mehr als zwei Monate nach einer an Höhepunkten so reichen Fußball-WM. Wenn das Elterngeld bei der Zeugungsfreudigkeit überhaupt eine Rolle spielen sollte, so kommen deren Ergebnisse erst in den kommenden Wochen auf die Welt. Klinis-Babys aber sind alleine die Früchte der märchenhaften Liebe.