Jean Sarkozy: Viel vom Papa gelernt
Jean Sarkozy kopiert den französischen Präsidenten bis ins Detail: in Gestik, Mimik und Machtstreben.
Paris. Eigentlich möchte er nur gemocht werden, um seiner selbst willen. Aber wie soll das gehen, in diesem Milieu, bei diesem Papa?
Jean Sarkozys Leben ist die Geschichte eines Jungen, der den Vater sucht - und ihn am Ende findet, indem er so wird wie er.
Der Noch-Jurastudent und Schon-Karriere-Politiker spielt in dünner Luft auf Risiko. Rabiat wie einst der Vater, hat sich der 21-jährige Präsidentenspross gerade an die Spitze der konservativen Mehrheitsfraktion im Regionalparlament des Departments Hauts-de-Seine westlich von Paris geboxt. Selbst der Sarkozy nahe stehende "Figaro" sprach schockiert von einem "Blitzkrieg".
Von einem "ungeschliffenen Diamanten, intelligent und charismatisch", schwärmt die mütterliche Freundin Isabelle Balkany, die Jean schon als Baby kannte und eine Schlüsselfigur im politischen Mikrokosmos des reichen Pariser Westens ist.
Andere, auch in der eigenen partei, sprechen vom Verräter, der für die Karriere ähnlich wie der Vater über politische Leichen geht. Sein Gesellenstück hat der engelshaarige Jean, der Franjo Pooth ähnlich sieht und, pardon, ebenso halbseiden wirkt, im Kommunalwahlkampf geliefert.
Da hat er den eigenen Spitzenkandidaten für Neuilly zunächst treuherzig gestützt, dann aber eiskalt politisch gemeuchelt.
"Ich habe ihm alles beigebracht", applaudiert der stolze Papa. Jeans Bruder Pierre, ein Jahr älter, schlägt dagegen aus der Art.
Als Produzent von Rap-Musik hat sich Pierre unter einem Pseudonym einen eigenen Namen gemacht, produziert aggressive Songs, in denen der Vater zur Zielscheibe wird.
Jean hat mal über das Aufwachsen mit der Politik gesagt: "Wenn man von innen gesehen hat, wie das geht, findet man daran entweder Geschmack oder ist angewidert." Pierre drehte es wohl den Magen um.
Für die beiden Kinder aus Sarkozys erster Ehe war der Vater nach der Scheidung nur selten greifbar, auch wenn er die Söhne häufig zur Schule fuhr. Das hat Spuren hinterlassen, Jean kopiert ihn heute bis ins Detail.
Die gleiche Eile, die gleiche Ausdrucksweise, die gleiche Gestik legt er an den Tag. Mit 1,80 Meter ist Jean freilich deutlich größer als der schmächtige Papa. Dass ihm oftmals auch die gleiche Verachtung außerhalb des eigenen Sprengels entgegenschlägt, nimmt er scheinbar ungerührt in Kauf.
"Ich akzeptiere, wenn mich 55 Millionen Franzosen für ein A...loch halten, wenn man mich nur in Neuilly anders sieht", sagt er mit einer Arroganz, die man nicht lernen kann.
Sarkozys zweite Frau Cecilia hat sich jedenfalls nach der Scheidung im Herbst geschworen, dass der jüngste Sohn Louis (11) nicht so verzogen werden soll wie seine beiden Halbbrüder "mit ihren Maßschuhen für 2000 Euro das Paar".
In Neuilly vor den Toren der Hauptstadt, wo livrierte Kindermädchen, durchgestylte Pudel und geliftete ältere Damen zum Straßenbild gehören und wo der Vater seine politische Karriere als Frankreichs jüngster Bürgermeister begann, ist Jean der umschwärmte Erbprinz einer neuen Dynastie.
Privat orientiert er sich ebenfalls nach oben. Pompös feierte Jean unlängst Verlobung mit Jessica Darty. Sie wird praktischerweise eines Tages den kolossalen Reichtum ihres Vaters erben, der Frankreichs größte Elektromarkt-Kette aufgebaut hat.