Jobcenter finanzierte Terrorverdächtigem eigene Wohnung
Düsseldorf (dpa). Das Jobcenter in Essen hat einem Terrorverdächtigen eine eigene Wohnung finanziert. Zusätzlich zu den Mietkosten trug die öffentliche Hand Erstausstattung, Renovierung und Kaution, sagte eine Mitarbeiterin des Jobcenters am Dienstag als Zeugin im Düsseldorfer Oberlandesgericht aus.
Der Bezieher der Leistungen, Tayfun S., hatte argumentiert, dass ihm eine eigene Wohnung zustehe, weil er daheim ständig Streit mit seinem Vater habe.
„Der Vater wollte, dass er arbeiten geht“, sagte die Zeugin. Außerdem sei er mit der tiefen Religiosität seines Sohnes nicht einverstanden gewesen. Der Sohn hatte argumentiert, er müsse fünf Mal täglich zum Beten eine Moschee aufsuchen, das vertrage sich nicht mit der Arbeit.
Tayfun S. habe sehr erbost reagiert, als ihm eine weitere Prüfung seines Falls angekündigt wurde. Türen knallend habe er das Center verlassen. Kurz danach habe sie der Staatsschutz angerufen. Der sei über das Gespräch bereits informiert gewesen und habe sich über das Verfahren erkundigt, aber ihr gegenüber keinen Versuch unternommen, Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen.
Obwohl der Staatsschutz von einem Terrorverdacht gesprochen habe, habe man im Jobcenter beschlossen: „Wir wickeln den Fall ab wie jeden anderen auch.“ Tayfun S. bekam seinen Willen. Kurz nach Bezug der eigenen vier Wände wurde er allerdings festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Der 24-Jährige ist einer von vier Angeklagten im Prozess um geplante islamistische Terroranschläge im Rheinland. Der Hauptangeklagte Marco G. soll eine Bombe im Bonner Hauptbahnhof deponiert haben. Gemeinsam soll das Quartett danach einen Mordanschlag auf einen rechtsextremen Politiker in Leverkusen vorbereitet haben. Nach Ansicht der Verteidiger hatte es sich bei dem Sprengsatz in Bonn lediglich um eine Attrappe gehandelt.