Jürgen von der Lippe: „Ich bin wie ein Zirkuspferd“
Interview: Eigentlich ist Jürgen von der Lippe Entertainer und Musiker. Doch ab Donnerstag wagt er in Düsseldorf einen Ausflug auf die Theaterbühne an der Kö.
Herr von der Lippe, Sie spielen in Düsseldorf erstmals Theater. Wie kam es dazu?
Jürgen von der Lippe: Ich muss das korrigieren. Es ist zum zweiten Mal. Das erste Stück war "Herkules und der Stall des Augias" von Dürrenmatt als Schülertheater. Immerhin ein Klassiker. Aber Spaß beiseite. Ich hatte mir vor drei Jahren vorgenommen, eine Auszeit zu nehmen, nachdem ich 30 Jahre lang fast immer auf Tournee war. Und ich hatte die Idee zu einem Stück. Das gefiel René Heinersdorff. Aus dem Schreiben habe ich mich dann aber rausgehalten.
Ein typisches Boulevard-Theaterstück?
Von der Lippe: Das glaube ich nicht. In "Drei Hanseln im Glück" geht es um drei Generationen von Männern, die unter einem Dach wohnen und deren Leben von einer Frau durcheinander gebracht wird. Es ist wie bei einem Buch. Wenn man sich damit beschäftigt, werden Dinge sichtbar, die dem flüchtigen Betrachter verborgen bleiben.
Soll das der Beginn einer neuen Karriere am Theater werden?
Von der Lippe: Auf keinen Fall. Das ist erst einmal eine einmalige Sache. Das Stück soll auch nicht auf Tournee gehen. Stattdessen werde ich mit einem Best-of-Programm unterwegs sein.
Sie haben mit dem WWF-Club oder "So isses" ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben. Wären die Formate heute noch erfolgreich?
Von der Lippe: Es gibt Dinge, über die mag ich gar nicht nachdenken. Manche sagen, ich hätte dem Fernsehen alles zu verdanken. Das ist aber Unsinn. Ich habe nach dem WWF-Club eine Tournee gemacht und in Sälen vor 90 Leuten gespielt. Nachdem Donnerlippchen’ ein Erfolg war, dachte ich, es wäre Zeit, den südöstlichen Teil der Republik zu bereisen. Raten Sie mal, vor wie vielen Zuschauern ich aufgetreten bin.
Vor 90 Leuten?
Von der Lippe: Genau. Man muss sich sein Stammpublikum erspielen und da hat das Fernsehen nur bedingt Einfluss. Ich habe meine Karriere mit 24 Jahren begonnen. Damals stand ich mit meiner Gitarre im Berliner Live-Club Go-In vor der Bühne und fragte, ob ich spielen darf. Ich hatte mit Vier lippische Föhren’ ein eigenes Lied und sonst mehrere Roski-Adaptionen. So ging es los. Heute fülle ich Hallen mit 800 bis 2500 Leuten.
Was hat das Fernsehen Ihnen zu verdanken?
Von der Lippe: So isses’ war die erfolgreichste Sendung, die je im dritten Programm gelaufen ist. Außerdem haben wir alles, was im deutschen Showgeschäft einen Namen hat, auf der Bühne gehabt. Grönemeyer hatte zum Beispiel bei uns seinen ersten Auftritt.
Sie sind jetzt 59 Jahre alt. Wie lange wollen Sie sich den Stress noch antun?
Von der Lippe: Mein Vorbild ist Jopi Heesters. Es gibt nichts Schöneres, als auf der Bühne zu stehen. Er ist wie ein Zirkuspferd - und ich bin genauso.