Jugendrichter setzt auf ungewöhnliche Strafen
Der Düsseldorfer Edwin Pütz konfisziert Handys oder lässt Jugendliche Aufsätze schreiben.
Düsseldorf. Wie kann man junge Straftäter dazu bewegen, künftig den Pfad der Tugend einzuschlagen? Der Düsseldorfer Jugendrichter Edwin Pütz, auch Leiter der Jugendarrestanstalt in der Landeshauptstadt, beschreitet bisweilen ungewöhnliche Wege. Erstmals beschlagnahmte er jetzt das Handy eines Jugendlichen. Der 14-Jährige bekommt es nur zurück, wenn er bis zu den Sommerferien regelmäßig zur Schule geht.
Am 18. Januar hatte der Junge bei Facebook auf einer Kontakt-Seite die Handy-Nummer einer Bekannten hochgeladen, die ihn genervt habe. Dazu schrieb er: „Sie schickt euch Nacktbilder und Videos.“ Tatsächlich wurde das ebenfalls 14 Jahre alte Mädchen von zahlreichen Männern belästigt.
„Ich fand das lustig“, sagte der Junge in der Verhandlung und machte deutlich, dass er keine Lust habe, zur Schule zu gehen, sondern sich lieber mit Freunden zu treffe. Pütz fand das nicht lustig. Er konfiszierte das Smartphone des Angeklagten, ordnete ein Internet— und Handy-Verbot an. Da der 14-Jährige zu Hause über keinen Computer verfügt, ist er erst mal offline — und kann sich auf seine Hausaufgaben konzentrieren.
Mit solch ungewöhnlichen Maßnahmen hat der Jugendrichter gute Erfahrungen gemacht: „Je früher sinnvoll interveniert wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.“ Ein Internet-Verbot zeige möglicherweise mehr Wirkung als Arbeitsstunden oder Geldstrafe.
Zwei junge Männer, die sich wegen „Heil-Hitler“-Rufen verantworten mussten, bekamen von dem Richter einen Sonderauftrag. Pütz: „Sie mussten auf eigene Kosten nach Buchenwald reisen und anschließend einen Bericht darüber an mich schicken.“ Das passierte auch. Seit dem Besuch in dem ehemaligen Konzentrationslager hat Pütz nichts mehr von dem Duo gehört.
Manchmal gibt er den Delinquenten auch auf, sich ans Schreibpult zu setzen. „Warum ich nicht mit 120 Kilometern durch die Stadt fahren darf“, war ein Thema. „Ich bin auch ein Freund von Leseprojekten“, sagt Pütz. Dabei bevorzugt er Bücher mit Titeln, die einen Tatbezug haben — „verurteilt“ werden die Missetäter zu einem Referat.