Schwarzer: Noch mehr Steuern hinterzogen?
Alice Schwarzer hatte im Februar die Existenz eines Schweizer Kontos eingeräumt. Nun gibt es neue Vorwürfe.
Köln. Alice Schwarzer gerät erneut in Bedrängnis. Neue Vorwürfe der Steuerhinterziehung sind in der Welt. Schon vor vier Monaten wurde die Frauenrechtlerin attackiert wegen ihrer hinterzogenen Steuern und einem jahrzehntelang nicht deklarierten Schweizer Konto. Die streitbare 71-Jährige räumte ihre Steuersünde damals ein, ging zugleich aber zum Gegenangriff über. Die Kölner Autorin beklagte Rufmord und Denunzierung. Doch der Gegenwind blieb stark.
Dann wurde es auffällig still um die Feministin. Sie ist kaum noch in der Öffentlichkeit aufgetreten. Seit Freitag steht sie wieder im Mittelpunkt. Schwarzer soll nach Berichten von „Focus“ und „Spiegel“ bei ihrer Selbstanzeige gemogelt haben. Im Finanzamt Gummersbach soll der Verdacht aufgekommen sein, die 71-Jährige habe zusätzlich Steuern in „sechsstelliger Höhe“ aus selbstständiger Arbeit nicht gezahlt.
Nichts davon ist bisher bewiesen. Allerdings kommt von Schwarzers Seite öffentlich auch wenig, um die Vorwürfe zu entkräften. Ihr Anwalt Christian Schertz bleibt knapp und vage, bestätigt lediglich steuerliche Ermittlungen und dass es im Mai Durchsuchungen gab. Schertz schreibt: „Die in den Medien angestellten Mutmaßungen über die Höhe einer möglichen zusätzlichen Steuerschuld sind falsch.“ Die Frage, ob überhaupt eine zusätzliche Steuerschuld besteht und was genau geprüft wird, bleibt zunächst offen.
Die neuen Schlagzeilen sind Gift für das Renommee der öffentlichen Person Schwarzer. Die Feministin geht oft kompromisslos, angriffslustig und mit scharfer Zunge an die Arbeit. Die Kölner Autorin muss sich an ihren eigenen Maßstäben messen lassen, meinen viele. Schon zu Jahresbeginn hatte es viele bissige Kommentar gegeben und die Forderung, Schwarzer solle ihr Bundesverdienstkreuz zurückgegeben. Delikat war, dass Schwarzer in einer Zeit Steuern hinterzogen hatte, in der sie öffentliche Mittel für ihr feministisches Archiv Frauen-MediaTurm bezog und diese mehrfach als zu gering bemängelte.
Wie könnte es nun weiter gehen? Falls Schwarzer in ihrer Selbstanzeige eine zusätzliche Einkunftsquelle verschwiegen haben sollte, wäre diese Anzeige unwirksam, erläutert der Düsseldorfer Steueranwalt Arne Lißewski. Dann wäre ein Gerichtsverfahren nicht auszuschließen. Bei einem Strafverfahren würden dem Experten zufolge alle hinterzogenen Summen auf den Tisch kommen — also auch die Summe, für die die Journalistin bereits 200 000 Euro Steuern plus Säumniszinsen nachgezahlt hat.