Klimasünder: China holt USA ein
Peking behauptet, dass eine Beschränkung kaum möglich sei.
Peking. China hat die USA als größten Produzenten von Treibhausgasen eingeholt. Erstmals räumte die Regierung in Peking am Mittwoch bei der Vorlage eines Weißbuches zum Klimaschutz ein, dass Chinas Emissionen inzwischen das Niveau der USA erreicht hätten. Dieses lag 2005 bei knapp 1,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff.
Viele ausländische Experten gehen sogar davon aus, dass China die USA schon überholt hat. Vor den internationalen Verhandlungen über eine Begrenzung der Treibhausgase im Dezember gab sich Peking aber kompromisslos. Die starke Abhängigkeit Chinas von Kohle werde eine Beschränkung "ziemlich schwierig" machen. Mit seinem schnellen Wirtschaftswachstum wird Chinas Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) nach Einschätzung chinesischer Forscher weiter stark wachsen und sich bis 2030 sogar verdoppeln.
"Nach unseren Daten haben die Emissionen Chinas etwa das gleiche Ausmaß wie die der USA erreicht", räumte der Vizedirektor der Reform- und Entwicklungskommission, Xie Zhenhua ein, spielte die Bedeutung aber herunter. Mit seinen 1,3 Milliarden Menschen lägen die Pro-Kopf-Emissionen in China im Vergleich zu den USA nur bei einem Fünftel. Zudem seien 20 Prozent der chinesischen Emissionen das Ergebnis der Produktion von Waren für die Industrienationen.
Bis 2020 dürfte sich der ausgestoßene Kohlenstoff auf 2,5 Millionen Tonnen und bis 2030 sogar auf 3,1 Millionen Tonnen erhöhen. Je nach Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung könnten es noch mehr sein, steht in dem Bericht der Akademie der Wissenschaften, der unter Führung des Klimaforschers Wei Yiming geschrieben wurde. Die Internationale Energieagentur (IEA) errechnete für China 2005 einen Ausstoß von 1,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, das mit dem Faktor 3,7 multipliziert die Kohlendioxid-Emissionen ergibt.
Trotz dieses massiven Anstiegs forderte die Regierung, vor allem die reichen Industrienationen seien im Klimaschutz gefordert und müssten den Entwicklungsländern mit Geld und Technologie helfen. Mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes müssten entwickelte Länder dafür aufwenden, forderte Xie Zhenhua.