Königin der Küche gesucht
In Deutschland gibt es zu wenige Spitzenköchinnen. Das soll sich mit dem „Next Queen of Cuisine“-Award jetzt ändern.
Hamburg. Gekonnt schwenkt sie die selbst gemachten Tortellini in einer hellen Soße, richtet sie anschließend behutsam auf einem kleinen weißen Porzellan-Teller an und verziert sie mit Pecorino-Käse und knusprig gebratenen Speckstückchen. Kathrin Heuser ist „Chef“ im Restaurant „Cucina Cornelia Poletto“ in Hamburg-Eppendorf und damit eine der wenigen Frauen, die in der Spitzengastronomie arbeiten. Denn Deutschland hat zu wenige Sterneköchinnen.
Nur in acht von den 274 Sternerestaurants im Land gibt es nach Angaben einer Sprecherin des Hotel- und Restaurantführers „Guide Michelin“ eine Küchenchefin. Das liege vielleicht nicht nur an den schlechten Arbeitszeiten, sondern auch an der körperlich anstrengenden Arbeit in den Küchen, sagte Ralf Flinkenflügel, Chefredakteur der deutschen Ausgabe des „Guide“.
Um mehr weibliche Köche in die Küche zu bringen, hat die Jury um die Hamburger Sterneköchin Cornelia Poletto neun Finalistinnen des erstmalig laufenden Wettbewerbs „Next Queen of Cuisine“ (etwa: „Die nächste Küchen-Königin“) ausgewählt. Ziel ist es, die kreativste Nachwuchs-Spitzenköchin zu finden und damit den weiblichen Kochnachwuchs zu stärken.
Birgit Lechtermann, Jurymitglied
In der Spitzengastronomie sei es besonders schwierig, Familie und Beruf parallel zu organisieren, erklärte Poletto, die selbst Mutter einer Tochter ist. Viele Frauen seien davon abgeschreckt, in der gehobenen Gastronomie zu arbeiten. Denn dort seien zwölf- bis 16-Stunden-Tage eher Regel als Ausnahme.
„Next Queen of Cuisine“ soll junge Talente zwischen 18 und 30 Jahren fördern, damit in Zukunft mehr weibliche Hände die Kochlöffel schwingen. „Wir wollen den jungen Frauen zeigen, dass man mit der richtigen Organisation Familie und Küche sehr gut unter einen Hut bekommen kann“, sagte die TV-Moderatorin Birgit Lechtermann. Gemeinsam mit neun weiteren Jury-Mitgliedern hat Lechtermann die besten neun Nachwuchs-Köchinnen aus gut 100 Bewerberinnen ausgewählt (siehe Kasten).
Bis zum Finale im November werden die jungen Köchinnen, die in Restaurants über die gesamte Bundesrepublik und Österreich verteilt arbeiten, bei verschiedenen Wettbewerben ihr Können unter Beweis stellen und in Kochshows auftreten. Außerdem sollen sie mit Coachings auf den Beruf als Spitzenköchin vorbereitet werden.
Aber durch was zeichnen sich Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen besonders aus? „Michelin“-Chefredakteur Flinkenflügel ist der Meinung, dass Frauen weniger technisch und dafür gefühlvoller kochen. In der fachlichen Kompetenz gebe es aber keine Unterschiede.