Schauspielerin Woll: „Am liebsten eine Villa Kunterbunt“
Felicitas Woll hatte als Lolle in „Berlin, Berlin“ ihren Durchbruch. Heute ist sie in einer TV-Komödie zu sehen.
Düsseldorf. Felicitas Woll (34) wuchs in Hessen auf. Heute Abend ist sie im ZDF in der Komödie „Ein Reihenhaus steht selten allein“ zu sehen.
Frau Woll, was verbinden Sie mit „Reihenhaus-Siedlung“?
Felicitas Woll: Häuser in einer Reihe, alles ist exakt gleich. Das ist es, was ich sofort vor meinem inneren Auge habe. Jeder Zaun, jede Tür, alles ist identisch — irre. An unserem Drehort in der Siedlung lagen zudem die Fenster sehr tief, da konnte man überall reinschauen. Aber ich persönlich begegne dem ohne Vorurteile. Jedem, wie er es mag.
Wäre das denn etwas für Sie?
Woll: Nein, ich bin anders aufgewachsen. Mir fehlt in solchen Siedlungen, in denen unsere Geschichte spielt, das Individuelle, das Verrückte. Ich würde sicher alles umstreichen, würde meinen Garten so gestalten, wie es mir gefällt. Am liebsten eine Villa Kunterbunt wie bei Pipi Langstrumpf. Aber dann würde man mir wohl schnell sagen: Das dürfen Sie nicht! Dann würde ich rebellisch werden oder gleich das Weite suchen. Insofern ist diese Art zu leben nichts für mich.
Das passt ja auch zu Ihrer Rolle als unangepasste Maren. Was hat Sie daran interessiert?
Woll: Das Drehbuch war gut geschrieben. Bei diesem Thema kann man natürlich gut Klischees bedienen, aber ich finde, uns ist ein guter Spagat zwischen Komik und Ernsthaftigkeit gelungen. Außerdem fand ich den Blick hinter die Fassade des jungen Ehepaares spannend. Meine Rolle ist sehr dankbar. Maren trifft ihre große Liebe Jan wieder. Diese Begegnung führt dazu, dass beide über ihr Leben nachdenken und ihnen bewusst wird, was ihnen nicht gefällt. Maren kann im Gegensatz zu Jan abhauen. Jan aber hat Kinder. Er muss sich entscheiden, ob er egoistisch sein möchte und gehen will oder ob er seine Beziehung fortsetzt.
Wird man mit dem Alter unweigerlich spießiger?
Woll: Das glaube ich nicht. Manche Leute meinen, es sei spießig, Kinder zu haben, verheiratet zu sein und ein Haus zu haben. Das dachte ich als Jugendliche auch eine Zeit lang. Heute sehe ich das nicht mehr so. Diese Art zu leben hat doch viele schöne Seiten. Wichtig ist doch, dass man sich als Paar nicht verliert.
Wann merken Sie bei sich eine Spießigkeit?
Woll: Eben gar nicht. Es ist normal, dass auch ich das Kind aus der Schule hole, Mittagessen koche, es zum Reitunterricht fahre, Wäsche wasche. Das alles sind familiäre Dinge, die notwendigerweise anfallen. Das mag man als eine gewisse Spießigkeit auslegen. Ich definiere es nicht so.
Ihr Job macht es Ihnen da sicher leichter, auch gar nicht in so einen Alltagstrott zu kommen . . .
Woll: Ich habe einen wunderbaren und privilegierten Beruf, in dem ich nicht von neun Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags arbeiten und jeden Tag dasselbe machen muss. Ich habe vor meiner Arbeit als Schauspielerin einmal mit einer Ausbildung als Krankenschwester angefangen. Ein anderes Mal wollte ich Fotografin werden. Gut, dass es anders gelaufen ist!