Konzert: Rihanna in Lack und Leder
Das bekannteste Exportprodukt von Barbados singt in Düsseldorf nur eine Stunde lang. Das Publikum ist dennoch begeistert.
Düsseldorf. Die Fans mögen es ihr nachsehen. Rihanna beginnt ihr Konzert am Samstag in der Philipshalle mit knapp einstündiger Verspätung. Und dann singt sie insgesamt nur etwa 60Minuten. Doch diese Performance hatte es in sich.
Wie ein düsterer Engel aus der Unterwelt lässt sich der Star per Fahrstuhl auf die Bühne befördern - passend zum Titel der Tournee "Good girl gone bad". Entsprechend inszeniert sich die 20-Jährige als lasziver Vamp mit Schmollmund und Wimperngeklimper. Das bekannteste Exportprodukt von der Insel Barbados will nicht mehr wie in früheren Jahren das verträumte lockig-langhaarige Mädchen am Karibikstrand sein, sondern verkörpert die eiskalte "Princess of R&B" (Rhythm and Blues). Von ihrer souligen Stimme lässt die Technik in der Halle leider nicht viel übrig.
Überraschend virtuos und vielseitig zeigt sich hingegen die Band. Harte Gitarrenriffs wechseln sich mit Dancehall-Klängen und düsteren Rap-Passagen ab. Die schwarzgekleideten Tänzer, die als böse Buben immer wieder versuchen, das böse Mädchen in einen noch finstereren Schatten zu stellen, überzeugen mit akrobatisch anmutendem Streetdance. Ausgerüstet mit Schlagzeugstöcken, die sie auf ihren Westen aus Wellblech reiben, fabrizieren sie den Rhythmusteppich zu dem Hit "Don’t stop the music". Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist auch im Parkett Party angesagt.
Aber es gibt auch sanfte Momente. Zusammen mit ihren Begleitsängerinnen Ashley und Erika setzt sich das plötzlich zart klingende Mädchen auf die Showtreppe. "Hate that I love you" wird fast minimalistisch mit akustischer Gitarre und vereinzelten schüchternen Trommelschlägen begleitet. Wieder verrucht, versucht sich Rihanna darzustellen, als sie sich auf einem mit Zebrafell bezogenen Diwan räkelt und ihren frühen Hit "Unfaithful" anstimmt.
Doch ganz ernst kann sie diese Vorstellung nicht nehmen. Die Videoprojektion offenbart es: immer wieder huscht ein Schmunzeln über das Gesicht der Sängerin. Da hilft auch die knapp bemessene Kleidung nicht. Das gute Mädchen kann und will einfach nicht richtig böse werden.
Ein Begriff, oft bis zur Unbrauchbarkeit abgenutzt, beschreibt diesen Abend viel treffender als der Name der Tournee: Multikulti. Auf der Bühne spielen sich Sängerin und Band durch alle populären Musikstile dieser Welt. Im Publikum sind nicht nur die Neunjährigen begeistert, endlich ihr Idol aus der Mädchenzeitschrift erleben zu können. Auch mancher mitgeführte Erziehungsberechtigte, der zunächst sorgenvoll oder gelangweilt wirkt, ist nach dem Konzert überzeugt: Alle Menschen, egal welchen Alters oder welcher Herkunft, können sich bei schlechtem Wetter einen Regenschirm teilen. Und natürlich, unvermeidlich als letztes Stück spielt die Band "Umbrella".