Krieg auf deutschen Straßen

Weltweit haben deutsche Fahrer das zweithöchste Aggressionspotenzial. Als Hauptursache nennen Forscher den noch immer zunehmenden Verkehr.

Neuss/Würzburg. Im Straßenverkehr sind die Deutschen fast so heißblütig wie die Griechen, und die gehören weltweit zu den aggressivsten Fahrern. In einer von der Firma "LeasePlan" in Auftrag gegebenen Studie, für die weltweit mehr als 9000 Fahrer von Firmenfahrzeugen in 16 Ländern befragt wurden, gaben in Deutschland fast zwei Drittel aller Befragten (62 Prozent) zu, sich schon mal aggressiv gegenüber anderen Fahrern verhalten zu haben - Tendenz steigend.

Internationaler Spitzenreiter in Sachen Unbeherrschtheit sind die Griechen mit 67 Prozent. Im Gegensatz dazu verhalten sich die Niederländer (36 Prozent) und Belgier (38 Prozent), zumindest nach eigener Einschätzung, relativ besonnen.

Auch Verkehrswissenschaftler an der Universität Würzburg haben sich mit der Aggression im Straßenverkehr beschäftigt. Ihnen zufolge ist der deutsche Durchschnittsfahrer nicht aggressiver geworden. Allerdings führen die immer dichteren Verkehrsströme zu mehr Konflikten auf den Autobahnen. Bei Staugefahr steigt die Zahl der Vorfälle um bis zu 400 Prozent.

Entsprechend fanden die Würzburger heraus, dass nachmittags - und besonders freitag nachmittags - das Aggressionspotenzial steigt. Fahrer der gehobenen Fahrzeugklassen (Audi A 6, Mercedes E-Klasse oder 5er BMW) kassierten dann besonders oft Strafanzeigen.

Laut "LeasePlan" regen sich die Deutschen am meisten übers Blockieren auf der Überholspur auf, gefolgt von zu dichtem Auffahren. Frauen beklagen sich häufiger über zu nahes Auffahren als Männer. Jüngere Fahrer monieren häufiger Schleicher auf der Überholspur als ältere.

Aggressionen äußern sich meist durch rüde Handsignale und verbale Beschimpfungen. Fast jeder Vierte gibt zu, auf Frust schon einmal mit gefährlichem Fahrverhalten reagiert zu haben. Eher seltener verfolgen die Deutschen Autofahrer, über die sie sich geärgert haben. Diese Art Jagdleidenschaft ist der Studie zufolge eine Spezialität der Finnen und Inder. Ein Prozent aller in Deutschland Befragten ist nach eigenen Angaben schon mal handgreiflich geworden.