Larry King verlässt das Studio
Porträt: 25 Jahre lang hat er mit allen gesprochen, die Rang und Namen hatten. Über CNN prägte er das Talkshow-Genre.
New York. Wenn sich zwei Politiker eine Stunde lang über Freihandel unterhalten, klingt das nach Quotenkiller. Nicht so im November 1993. Bei CNN stritten US-Vizepräsident Al Gore und der gescheiterte Präsidentschaftskandidat Ross Perot über die nordamerikanische Freihandelszone - und Amerika sah zu: Mehr als elf Millionen Haushalte verfolgten die Debatte, der Quotenrekord hielt 13Jahre.
Der Moderator dieser Sternstunde: Larry King. Seit 25 Jahren läuft seine Sendung, jeden Tag, weltweit, immer am selben Sendeplatz. Jetzt hört der 76-Jährige auf.
Angeblich sorgte eine Alkoholreklame 1957 für einen der bekanntesten Namen der Talkshow-Geschichte: Weil seinem Radiosender Lawrence Harvey Zeiger viel zu kompliziert war, suchte er einen neuen Namen. Eine Reklame von "King’s Wholesale Liquor" lag auf dem Tisch, und so nannte sich der 23-Jährige fortan Larry King. Als CNN 1985 die neue Talkshow ins Programm hob, war er schon so bekannt, dass sie einfach seinen Namen bekam: "Larry King Live".
King setzt auf Wiedererkennung: Sein altes silbernes Mikrofon schwirrt durch den Vorspann und steht seit Jahrzehnten vor ihm auf dem Tisch - obwohl es nur noch eine Attrappe ist. Vornübergebeugt schaut King direkt ins Wohnzimmer und stellt mit rauchiger Stimme seine Gäste vor: US-Präsidenten waren ebenso dabei wie Könige, milliardenschwere Wirtschaftsführer und Schauspieler.
Die Führer Israels, Jordaniens und der Palästinenser - Izchak Rabin, König Hussein und Jassir Arafat - plauderten ebenso bei ihm wie der libysche Staatschef Muammar al- Gaddafi. Michael Jackson klagte mit heller Stimme über die Welt da draußen. Und Jerry Seinfeld reagierte empört, als King fragte, ob dessen Sendung abgesetzt wurde. "Abgesetzt? Weißt Du eigentlich, wer ich bin?", fragte der Rekordkomiker. "Klar", antwortete King, "der jüdische Junge aus Brooklyn, oder?"
King ist selbst ein jüdischer Junge aus Brooklyn. Acht Mal war er verheiratet. Dabei heiratete er manche Partner auch zweimal. Mit seiner achten Frau lieferte er sich eine öffentliche Scheidungsschlacht, bevor sie sich zuletzt doch wieder versöhnten.
King war nie der harte Frager, eher der Plauderer. Zupacken konnte er schon, aber selten tat es weh. Am Dienstagabend begann er mit einer persönlichen Nachricht seine Show. "Ich habe mit den Leuten von CNN gesprochen und ihnen gesagt, dass ich ,Larry King Live’ im Herbst beenden möchte." Das gebe ihm mehr Zeit für seine Frau und seine Kinder. "Ich bin sehr stolz, dass wir die Show sind, die am längsten bei einem Sender zu einer Sendezeit gelaufen ist", sagte King.
Doch zuletzt hatten sich die Einschaltquoten fast halbiert. Nur noch einige "Larry-King-Specials" will die Talk-Legende nach dem Herbst machen. Aber die Larry-King-Sternstunden werden Millionen Amerikanern in Erinnerung bleiben.